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Zehn Medaillen, viermal Gold

Spitzenerfolg bei IARU-Region-1-Meisterschaft

von Kai Pastor, DG0YT

Bei den 18. IARU-Region-1-Meisterschaften im Amateurfunkpeilen erzielte das DARC-Team einen der bislang größten Erfolge. Von 5. bis 10. September kamen 261 Sportler aus 25 Ländern nach Baile Felix in Rumänien.

25 DARC-Mitglieder waren als Wettkämpfer nach Rumänien gereist. Weitere Mitreisende waren Kai Buchhold, DH0NAZ, als Team Leader, Sabine Buchhold und Rainer Flößer, DL5NBZ, als Betreuer, Karl-Heinz Schade, DL7VDB, als Auswertungsexperte und Kai Pastor, DG0YT, als Jury-Mitglied. Einige private Schlachtenbummler vervollständigten die deutsche Reisegruppe. Erstmals als Wettkämpfer dabei waren Carmen Eipper, DH3SC, die in der Kategorie W21 startete, und Ulrich Timm, DK2MF, der die deutsche Rangliste in der M70 anführte.

Baile Felix ist ein Kurort im Nordwesten Rumäniens nahe der Stadt Oradea an der ungarischen Grenze. Die gemeinsame Anreise vom fränkischen Uehlfeld verlief stressfrei per Reisebus. Nach der Vorbeifahrt an einigen Bauwerken in besorgniserregendem Zustand stellte sich das Hotel als annehmbare Unterkunft heraus.

Wundertüte Rumänien?

Der kleine rumänische Verband richtete zum ersten Mal eine internationale Meisterschaft aus. Stolz warb er mit dem 50jährigen der Region-1-Meisterschaft: 1961 wurde in Stockholm erstmals eine Europameisterschaft ausgetragen. Für die Ausrichtung hatten sich die Rumänen Unterstützung aus dem nahen Ungarn geholt, u.a. Miklós Venczel, HA0LZ, als „Siting Referee“, den für die Bahnlegung zuständigen Schiedsrichter. Trotzdem blieb es spannend, wie gut den Rumänen die Realisierung dieser Großveranstaltung mit drei Wettbewerben, 261 Teilnehmern, 55 Wertungen und 165 Medaillen gelingt.

Kleine Auffälligkeiten gab es schon in den Bulletins, die lange vor der Meisterschaft wichtige Fakten klären sollen, aber regelwidrige Angaben zu Frequenzen enthielten. Vor Ort wurden Informationen per Aushang, Mannschaftspostfach und in den Team-Leader-Sitzungen verteilt. Als hätten diese Sitzungen bisweilen nicht ohnehin schon eine Tendenz zum Bizarren, kam diesmal ein zunächst recht unvorbereitetes und spontanes Auftreten des Veranstalters dazu.

Als verpatzter Programmpunkt muss schließlich das Training gewertet werden. Dieses soll eigentlich als Modellwettbewerb den Teilnehmern helfen, sich auf die im Wettkampf verwendeten Sender, den Antennenaufbau, die Standortmarkierung und das Kontrollgerät einzustellen. Doch mit abweichenden Frequenzen, nachlässigem Antennenaufbau und einem Postenschirm am Sprint-Sender stiftete das Training am Tag vor dem ersten Wettkampf einige Verunsicherung. Apropos Sprint-Sender: In Rumänien sollte erstmals offiziell bei einer IARU-Meisterschaft ein Sprint-Wettbewerb ausgetragen werden. Diese Wettbewerbsform wird bisher nur in wenigen Ländern regelmäßig ausgeübt. In Deutschland gab es nur wenige experimentelle Trainings. Wieviel Teilnehmer in Rumänien an den Sprint-Start gehen würden, wie gut sie die Aufgabe bewältigen, wo sich die Deutschen platzieren – dazu hätte wohl niemand eine Vorhersage gewagt.

Die Eröffnungsfeier fand in einer Halle am Ortsrand statt, zu der die Sportler in einem langen Zug durch den Ort liefen. Die Bevölkerung schaut überrascht zu, die Europameisterschaft im eigenen Ort war wohl nur wenigen bekannt. Das Kulturprogramm der Eröffnung bildeten Tänze und Gesänge aus verschiedenen Teilen Rumäniens. Zum Abschluss trat sogar noch eine Dame aus der rumänischen Mannschaft ans Mikrofon, um sehr gelungen einen Lied aus ihrer Heimatregion vorzutragen.

Erster klassischer Wettbewerb

Am 7. September ging es mit dem Bus durch die Stadt Oradea hindurch zum Örtchen Saldabagi de Munte. Der Veranstalter hat wegen die Fahrzeit großzügig kalkuliert und den ersten Start auf 10.30 Uhr gelegt. Der letzte Starter, ein inoffizieller Teilnehmer aus den USA, ging drei Stunden später in den Wettbewerb. Die Technik des Veranstalters war rechtzeitig vor dem Start aufgebaut und hielt problemlos durchaus. Das Wetter war ausgezeichnet, sonnig und mild, aber nicht zu heiß.

Das Gelände hatte keine extremen Höhenunterschiede. Es gab jedoch kleinere Taleinschnitte mit sehr steilen Flanken. Der Wald war überwiegend sehr offen und schnell belaufbar. Da die Wettkämpfer somit bei richtiger Peilung dicht an der Luftlinie von einem Sender zum nächsten laufen konnten, waren die Sieger mit 45 bis 59 Minuten kürzer unterwegs als bei vielen vergangenen Meisterschaften. Bei den Schiedsrichtern im Gelände sorgte der offene Wald für größere Mühe, Aufbauorte zu finden, bei denen weder der Postenschirm noch der Techniker am Sender weniger als 50 Meter weit sichtbar waren.

Der Bahnleger hatte festgelegt, dass die Kategorien W19, W35, W60, M50 sowie M70 Sender auf 3,5 MHz suchen, die Kategorien W21, W50, M19, M21, M40 sowie M60 dagegen auf 144 MHz. Insgesamt waren somit 10 Sender im Gelände aufgebaut. Die Wettkämpfer taten gut daran, beim Auffinden des Senders das richtige Band zu kontrollieren: Beide Sender mit der Nummer 2 standen nur 150 Meter auseinander. Da ist es leicht möglich, außerhalb oder innerhalb der Sendezeit plötzlich am falschen Kontrollpunkt zu stehen. Die Regeln fordern einen Mindestabstand von 200 Metern. Offenbar ist da dem Schiedsrichter im Gelände ein Fehler passiert, denn die geplante Distanz waren 300 Meter. Glücklicherweise hat sich kein Wettbewerber mit dem falschen Posten zufriedengegeben.

Im Ziel konnten Zuschauer und Teilnehmer die aktuellen Einzel- und Mannschaftsergebnisse auf zwei großen Bildschirmen verfolgen. Da mancher Spitzenläufer erst spät startete, blieben die anzeigten Platzierungen bis in den Nachmittag recht unsicher. Irgendwann war es dann gewiss: Mit Sven Lindhorst gab es einen deutschen Europameister ausgerechnet in der am stärksten besetzten M40. Sven war im Parallelstartsystem gemeinsam mit dem später zweitplazierten Eduard Godunov (RUS) gestartet. Der Deutsche war 38 Sekunden vor dem Russen am letzten Sender im Wald und erreicht die Ziellinie mit 10 Sekunden Vorsprung. Zusammen mit den Leistungen von Christian Drews, DL7APD, und Dirk Stein, DL5KBI, schaffte es dann auch das M40-Team auf das Podest und erntete Bronze.

Für die zweitbeste deutsche Einzelplatzierung sorgte Galina Krassowizkaja mit der Silbermedaille in der Klasse W50. Eine weitere Silbermedaille ging an das M70-Team, und mit der Bronzemedaille für das M60-Team stand der Zähler nach dem ersten Tag schon auf unglaublichen fünf Medaillen!

Anja Hilbert, DG0YS, wurde in der W35 Fünfte. Manfred Platzek blieb mit einem 7. Platz in der M60 der Konkurrenz dicht auf den Fersen. Team-Neuling Ulrich Timm, DK2MF, wird Fünfter in der M70.

Sprint-Premiere

Statt eines Erholungstags folgte der Sprint-Wettbewerb. Dieser macht seinem Namen aller Ehre: Die 80-m-Sender haben einen 60-Sekunden-Zyklus, das heißt jede Aussendung dauert nur 12 Sekunden. Alle zwei Minuten geht eine Startgruppe in den Wald. Es müssen doppelt soviel Sender wie im klassischen Wettbewerb gefunden werden, verteilt auf zwei Schleifen, zwischen denen ein „Zuschauerposten“ angelaufen werden muss. Die Siegerzeit soll gerade 15 Minuten betragen. Eine Team-Wertung wird beim Sprint nicht durchgeführt.

Das Wettbewerbsgelände war wenige Schritte vom Hotel entfernt und ausgesprochen gut geeignet: Schneller, offener Wald wie am Vortag, dazu ein gutes Wegenetz. Erneute Nachlässigkeiten beim Aufbau der Sender wurden noch vor dem Wettkampf von Schiedsrichtern bemerkt und korrigiert. Das war auch gut so: im Wettkampf ging es dann so aggressiv her, dass die Techniker sich teilweise direkt vor die Sender und Antennen stellen mussten, um versehentliche Zerstörungen zu verhindern...

Nicht ganz unerwartet konnten sich in diesem Wettbewerb vor allem die Tschechen ganz vorn platzieren. In den Eliteklassen W21 und M21 brauchten die Sieger kaum mehr als 12 Minuten, um den Parcours zu absolvieren – das bedeutet Senderfinden im Minutentakt. Auch im Ziel ging es mit hoher Frequenz voran. Häufig liefen mehrere Läufer gleichzeitig ein. Der Zielticketdrucker arbeitet buchstäblich pausenlos. Die Zuschauer im Ziel und am Zuschauerposten sorgten mit Anfeuerungsrufen für weithin hörbare Stimmung.

Manche Teilnehmer – auch aus Deutschland – liefen zum ersten Mal einen Sprintwettbewerb. Umso erfreulicher, dass am Ende nicht nur gute Platzierungen, sondern sogar eine Medaille stand: Galina Krassowizkaja wurde Dritte in der W50, 26 Sekunden hinter der Siegerin und fünf Sekunden vor der nächstplatzierten. Manuela Gütt kam in der W35 auf den fünften Platz.

Zweiter klassischer Wettbewerb

Am 9. September wurde der zweite klassische Wettbewerb ausgetragen, für jede Kategorie auf dem jeweils anderen Band. Auch diesmal konnte der Bahnleger die Klassen M21 und M60 auf einem Band nur unter einen Hut bringen, indem die M60 zur Enttäuschung einiger Teilnehmer lediglich drei Sender zugewiesen bekam. Die M50 hatte auf dem anderen Band fünf Sender zu suchen.

Die Höhenunterschiede im Gelände konzentrierten sich um ein ausgedehntes Tal in der westlichen Kartenhälfte. Der Wald war wieder überwiegend extrem offen und schnell belaufbar. In diesem Wettbewerb waren die stärksten Klassen – M19, M21, M40, W21 – auf dem als technisch einfacher geltenden 80-m-Band unterwegs. Die Strecken erwiesen sich als länger als im ersten Wettbewerb. Doch die Sieger zeigten, dass sie in diesem Gelände noch viel schneller laufen konnten: M21-Gewinner Martin Baier (CZE) benötigte gerade 42 Minuten und 27 Sekunden für die 7,9 Kilometer lange Strecke.

Aus deutscher Sicht entwickelte sich dieser Tag zur Bestätigung der bisherigen Erfolge. Galina Krassowizkaja schaffte den Sieg in der W50 und war bereits damit die erfolgreichste deutsche Teilnehmerin. Obendrein lief Ingrid Pomplun, DL4YCR, mit einer guten Zeit ein, so dass sich die beiden W50-Damen auch als Team auf den ersten Platz setzten. Sven Lindhorst lieferte eine weitere Spitzenleistung ab und sicherte sich M40-Bronze. Das M70-Team aus Wilhelm Lietz, DL4KCU, Ulrich Timm, DK2MF, und Fritz Lange, DF9ZY, bestätigte mit einem weiteren Sieg den Erfolg vom ersten Wettbewerb.

Anja Hilbert, DG0YS, kam erneut auf den fünften Platz. Ihr W35-Team verpasste einen Medaillenplatz um weniger als 20 Sekunden. In der M70 war diesmal Wilhelm Lietz, DL4KCU, mit Rang 5 schnellster Deutscher.

Bilanz: Voller Erfolg – und Dank an alle!

Mit zehn Medaillen, darunter vier goldenen, lieferte das DARC-Team eine seiner besten Bilanzen ab. Nur in Frankreich 2001 hatte es mehr Edelmetall gegeben. Im Medaillenspiegel liegt Deutschland auf Platz vier, nach Tschechien, Ukraine und Russland. Fünf Medaillen im ersten und vier Medaillen am letzten Tagen deuten an, dass das kein Zufall gewesen sein kann. Mit Galina Krassowizkaja und Sven Lindhorst waren Sportler am erfolgreichsten, die seit einigen Jahren national und international ganz vorn dabei sind. Auch die Ergebnisse in den oberen Herren-Kategorien zeigen Kontinuität. Insofern ist es eine Riesenfreude, dass in diesem Jahr so viele Deutsche mit Medaillen belohnt und weiter angespornt wurden.

An dieser Stelle möchten wir allen danken, die dem DARC-Team geholfen haben, soweit zu kommen. Neben den Aktiven selbst sind vor allem die Veranstalter, Helfer und Trainer einzuschließen, vom OV-Wettbewerb bis zur Deutschen Meisterschaft. Ohne regelmäßige Wettbewerbe – und ohne starke Konkurrenz in den Kategorien – ist dieses Niveau nicht zu erreichen und zu halten. Die weiteren Erfolge werden maßgeblich vom guten Wettbewerbsangebot in Deutschland beeinflusst.

Der rumänische Veranstalter kann sich – trotz der anfänglichen Schwierigkeiten – gut sehen lassen mit dieser Meisterschaft. Die eigentlichen Wettbewerbe liefen problemlos (soweit die Teilnehmer das bemerken konnten – zum Glück gab es ein paar Leute, die hier und da kurzfristig aushalfen). Defizite am Anfang – die schlechte Vorbereitung des Team-Leader-Meetings, und anscheinend unvermeidlich der Gepäcktransport vom Start zum Ziel – wurden zusehends abgebaut. Startlisten waren am Vorabend rechtzeitig veröffentlicht, Korrekturen kaum nötig. Die Jury musste sich mit keinen Protesten befassen, und Disqualifikationen blieben aus.


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