15. ARDF-Weltmeisterschaft der IARU
Opatija, Kroatien
13. - 18. September 2010
DARC-Team | Ergebnisse
RouteGadget 1. Tag (Lividraga) | 2. Tag (Crni Lug)
Bericht von Kai Pastor, DG0YT
In Opatija im Norden Kroatiens trafen sich von 13. bis 18. September Peilsportler aus 33 Ländern Europas, Amerikas, Asiens und aus Australien zur 15. ARDF-Weltmeisterschaft der IARU. Für Deutschland waren 24 DARC-Mitglieder als Wettbewerber angereist. Erstmals dabei waren Brigitte Roethe (W50) und der 13-jährige Nils Stein (M19). Außerdem gaben einige Veteranen ein Comeback in der neuen Kategorie M70. Die Damen-Klassen W19 und W21 blieben unbesetzt.
Das Training
Am Eröffnungstag fand das so genannte Training statt. Der Veranstalter hatte sich für eine Art Modellwettbewerb entschieden. Das Trainingsgelände lag rund eine Stunde Busfahrt entfernt. Dort waren auf beiden Bändern fünf Sender im Gelände aufgebaut.
Das Training lieferte nicht nur den Sportlern einen Eindruck von Gelände, Senderaufbau und Frequenzen. Auch der Veranstalter musste sich von den Teilnehmern und Betreuern einige Kritikpunkte gefallen lassen. Beispielsweise waren einige Antennen nachlässig aufgebaut, und den Sendermarkierungen war nur bei konzentriertem Hinsehen zu entnehmen, für welches Band der Kontrollposten stand - eine wichtige Information bei den Wettbewerben, in denen beide Bänder gleichzeitig benutzt werden.
Das deutsche Team erlitt beim Training einen Rückschlag: Bernhard Gartner verletzte sich so schwer, dass er schließlich das Bett hüten und auf die Wettbewerbsteilnahme verzichten musste.
Am Abend des 14. September wurde die ARDF-WM im Beisein von IARU-Region-1-Präsident Hans Blondeel Timmerman, PB2T, und IARU-Vizepräsident Ole Garpestad, LA2RR, eröffnet. Im feierlichen Rahmen der Eröffnung fand auch die Siegerehrung der Weltmeisterschaft der Blinden statt.
Auftakt mit Silbermedaille in der WM der Blinden
Karin, DL6NBZ
Am Nachmittag des Eröffnungstags wurde ein besonderer Wettbewerb, die ARDF-Weltmeisterschaft der Blinden ausgetragen. Blinden-Wettbewerbe haben außerhalb Kroatiens wenig Verbreitung. Es gibt keine internationalen Regeln, und somit hatte die Veranstaltung einen weniger offiziellen Charakter. Außer Kroaten waren einzelne Teilnehmer aus Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, den USA und Deutschland am Start.
Gemäß den von den Kroaten vorgestellten Regeln wurden fünf Peilsender auf einem Sportplatz verteilt. Die sehbehinderten Teilnehmer hatten 10 Minuten Zeit, um die Sender zu finden. Dabei begleitete sie ein Schiedsrichter. Die Distanz zwischen den Sendern betrug nie mehr als 150 m. Es sendete immer nur ein Sender, bis der Teilnehmer ihn erreicht hatte.
Karin Flößer, DL6NBZ, gelang es, in sechs Minuten und sieben Sekunden alle fünf Sender zu finden, und wurde dafür mit der Silbermedaille belohnt. In ihrem ersten Blinden-Wettbewerb profitierte sie von früheren Erfahrungen - bei der 3. ARDF-WM 1986 in Sarajevo hatte sie schon einmal eine Medaille errungen.
Bronze für Manfred Platzek auf 144 MHz
Manfred Platzek beim Zieleinlauf
Am 15. September, dem ersten offiziellen Wettkampftag, konnte sich Manfred Platzek aus Schmölln (Thüringen) die Bronzemedaille in der Klasse M60 auf 144 MHz sichern. Um weniger als eine Minute verpasste dagegen das M40-Team eine Mannschaftsmedaille. Weitere Top-10-Plätze erzielten Galina Krassowizkaja (7. W50), Sven Lindhorst (8. M40), Manuela Gütt (9. W35) und Stefan Berse (10. M21).
Hin-und-Her gab es beim Thema GPS-Geräte: zunächst sollten diese komplett verboten werden, nach Protesten vieler Teams wurde das Verbot jedoch aufgehoben. Verzögerungen bei der zweistündiger Busfahrt und bei der Empfängerabgabe führten zu einer 30-minütigen Startverschiebung. Dann stellte sich heraus, dass sich das Wettkampfgelände im Nationalpark Risnjak auf der Karte Lividraga lag, auf der dieses Jahr bereits Läufe des Orientierungslaufwettbewerbs Croatia Open ausgetragen und auch von Peilsportlern besucht worden waren. Nach kurzer Unruhe entschied sich die Jury, die Karte am Start auszuhängen, damit sich alle Teams vorab einen Eindruck verschaffen konnten.
Der Bahnleger hatte sich entschieden, die "Elitekategorien" W21 und M21 jeweils fünf Sender suchen zu lassen. Die Klassen M40 und die Damenkategorien suchten Sender auf 3,5 MHz, die übrigen Kategorien auf 144 MHz. Erstaunlicherweise hatte die W21 mit 5,9 km die längste Strecke, während die ebenfalls starke M40 mit 5,5 km auf 3,5 MHz unterfordert wurde - der Sieger blieb unter 40 Minuten.
Das W50-Team
Gold, Silber und Bronze im zweiten Wettbewerb
Am zweiten Wettbewerbstag konnte sich das DARC-Team einen kompletten Medaillensatz sichern: Gold für das W50-Team, Silber für das M70-Team und Einzel-Bronze für Galina Krassowizkaja (W50). Dazu kommen ein vierter Platz mit knappem Rückstand für das M19-Team sowie weitere hervorragende Top-Ten-Platzierungen: Brigitte Roethe (4. W50), Wolf-Dietrich Barth (7. M40), Axel Böhringer (8. M19), Alexander Hergert (8. M21), Dieter Uebel (8. M70), Manuela Gütt (9. W35), Maximilian Gütt (10. M19) und Wilhelm Lietz (10. M70).
Auch diesmal lag die Karte bereits einigen Teams vor und musste am Start ausgehangen werden. Das Gelände war abwechslungsreich: Karst mit Dolinen (trichterförmigen Senken), offenes Gelände und steile Hänge bildeten eine anspruchsvolle Kulisse.
Nur noch schnell ins Ziel!
Der Wettbewerb mit 383 Teilnehmern fand bei starkem Dauerregen statt und führte den Veranstalter an seine Grenzen: Das Großzelt am Start stand zu einem Drittel unter Wasser, vor dem ersten Start und während des Wettkampfs gab es vorübergehende Senderausfälle, und im Ziel stand das Zelt mit den Ergebnis-PCs schließlich in einer 20 cm tiefen Wasserlache - als ein Stromverteiler ins Wasser fiel, war Schluss mit Zwischenergebnissen.
Natürlich führte das extreme Wetter auch bei den Teilnehmern zu Problemen. Das deutsche Team hat keine Probleme mit den Empfängern, doch der vorübergehende Ausfall eines Senders ließ Brigitte Roethe und Anja Hilbert die Suche nach diesen Sender abbrechen - ein späterer Protest wurde von der Jury verworfen.
Völlig unausgewogen scheinen die aus der Bahnlegung resultierenden Streckenlängen. Die Herrenklassen M19 und M21 mit 5 km, M50 und M60 mit rund 4 km und M70 mit 3,1 km Luftlinie waren auf 3,5 MHz unterwegs und damit höchstens durch das schwierige Gelände und Wetter gefordert. Die Ergebnisse des 144-MHz-Wettbewerbs (M40 und Damen) sprechen dagegen eine andere Sprache. Einzig in der W35 liegt die Siegerzeit knapp über einer Stunde. Bei Streckenlängen von 4,9 bis 6,4 km liegen die Bestzeiten bei 86 Minuten (M40) bis 138 Minuten (W70).
Fazit
Insgesamt verlief die WM für das deutsche Team sehr erfolgreich. Vier Medaillen in zwei Wettbewerben, dabei die erste Goldmedaille seit 2002 - es macht Spaß, etwas Abwechslung zwischen die schon oft gehörten Hymnen zu bringen. Dazu eine Medaille bei der Blinden-WM, für deren Wiederauflage bereits Interesse bekundet wurde. Überrascht haben die großen Schwierigkeiten des Veranstalters, der die letzten Meisterschaften genau beobachtet hatte und einige Dinge auch besser umsetzte - so gab es Startlisten schon relativ früh am Vortag des Wettbewerbs.
Im kommenden Jahr findet die IARU-Region-1-Meisterschaft in Rumänien statt. Bis dahin ist Zeit, die Lücken in den W19 und W21 zu schließen.
Fotos: Höfner (3); Pavlu; Pastor