Region-2-ARDF-Meisterschaft 2009 bei Boston
von Nick Roethe, DF1FO
Die schicksten Hemden hat Team USA
Der wichtigste Ausrüstungegegenstand eines amerikanischen Fuchsjägers ist ein Pickup-Truck mit Allradantrieb und V8-Motor, denn die Mobilfuchsjagd ist entschieden beliebter als die Fußvariante. Und doch gibt es auch in den USA eine kleine Truppe überzeugter Anhänger des 'European Style Foxhunting', die alljährlich weite Anreisen in Kauf nehmen, um sich zur amerikanischen Meisterschaft zu treffen, und die auch regelmäßig an den Weltmeisterschaften teilnehmen. Alle zwei Jahre ist die amerikanische Meisterschaft zugleich die Region 2 Meisterschaft - von den anderen Region 2 Ländern kommen allenfalls noch Jäger aus Kanada.
Dieses Jahr fand diese Meisterschaft am 6. und 7. Juni in der 'Blue Hills Reservation' südlich von Boston statt. Ausrichter war Vadim Afonkin - ehemals Spitzenmann in der UdSSR-ARDF-Szene. Vadim hatte sich besonders um ausländische Gäste bemüht, und tatsächlich namen Jäger aus Japan, Australien, Kanada, England, Schweden, Ukraine (Nikolay Ivanchihin) und Russland (Igor Kekin, in den 80ern in der DDR aktiv) teil. Und aus DL waren Matthias Kühlewein, Harald Dettling, Susanne Walz und Brigitte und Nick Roethe angereist, alle aus dem OV Tübingen P12.
Nach einer kleinen 2-m-Übungsfuchsjagd, die alle Teilnehmer in falscher Sicherheit wog, fand am Freitag abend die Registrierung und ein erstes Kennenlernen oder Wiedersehen mit den Ausrichtern und knapp 40 Teilnehmern statt. Auch konnten schon mal einige der mitgebrachten Peilempfänger begutachtet werden - die prozessorgesteuerten Empfänger des deutschen Teams erregten einiges Aufsehen.
Übrigens waren unter den amerikanischen Teilnehmer eine Handvoll sehr guter Orientierungsläufer, die erst vor wenigen Monaten zur Teilnahme an der ARDF-Meisterschaft motiviert wurden. Sie kamen trotz der geringen Erfahrung mit dem Peilen eigentlich erstaunlich gut zurecht, und konnten natürlich ihre Laufstärke und Orientierungs-Erfahrung einbringen. Daraus könnte in Zukunft eine erhebliche Verstärkung der amerikanischen Mannschaft werden.
Samstag früh ging es gleich um 8.30 Uhr zur Sache: Der 3-km-Fussmarsch zum Start mit Nikolay Ivanchihin als Tempomacher brachte die ersten Teilnehmer an Ihre Grenzen. Dafür war der Startplatz für die folgende 2-m-Fuchsjagd ideal: die kahle Kuppe eines der höchsten Hügel am östlichen Ende des Jagdgebiets. Die beim Start ausgehändigte hervorragende OL-Karte (1:15000) zeigt ein gut 2 km breites und 4 km langes Gebiet mit zahlreichen Hügeln, vielen wirr verlaufenden Wegen, und einigen wenigen als Renn-Autobahn nutzbaren Asphaltstraßen. Nach dem Start zeigte sich schnell, dass die meisten Hügel eigentlich Felskuppen waren, und die Wege über sie alpinen Charakter hatten, sogar mit gelegentlichen Kletterstellen. Dafür boten sich von oben immer wieder schöne Peilmöglichkeiten. Die Luftlinienstrecke für den M21-Kurs lag bei gut 6 km, die tasächlichen Laufstrecken aber eher bei 10 km, zuzüglich eine Vielzahl von 50- bis 100-m-Anstiegen.
Am Samstagabend war das 'Group Dinner' in einer zünftigen Sports Bar - Hamburger, Steaks, Spare Ribs - was immer der Körper forderte.
Der Sonntag begann mit einem 3-km-Anmarsch zum 80-m-Start, diesmal in der nordwestlichen Ecke des Jagdgebiets. Nach dem Einschalten des Empfängers war die Überraschung groß: die Signal waren extrem schwach. Jeder dachte erst mal: Sch.., mein Empfänger ist kaputt! Nachdem aber alle dumm herumpeilten war bald klar: die Füchse entsprechen bei normaler Antenne allenfalls einem 100-mW-Sender. Glücklicherweise konnten die deutschen Teilnehmer mit ihren Empfängern alle Füchse zumindest ahnen und auf der Karte grob sortieren. Andere Teilnehmer hörten nur die beiden nächsten Füchse oder auch gar keinen. Ein empfindlicher Empfänger ist immer nützlich! Nachdem das geklärt war ging es auf die als Würfel-5 ausgelegte Strecke. Luftlinienstrecke für M21 war diesmal 8,5 km, die tatsächlichen Strecken lagen eher bei 12 km, aber mit weniger Höhenmetern als am Vortag.
Vadim Afonkin überreicht Matthias Kühlewein Silber
Insgesamt also ein spannendes, schwieriges Gelände und zwei auf internationalem Niveau ausgelegte Strecken. Mit Rücksicht auf das sehr unterschiedliche Niveau der Teilnehmer war die Limitzeit 180 Minuten, und viele Jäger haben Füchse weggelassen. Insgesamt haben die deutschen Teilnehmer immerhin drei Gold- und vier Silber-Medaillen mit nach Hause genommen. Zu erwähnen ist besonders Matthias Kühlewein, der sich in der M21 auf 2 m nur Nikolay Ivanchihin (the 'Running Machine') geschlagen geben musste.
Ganz herzlichen Dank an Vadim Afonkin und alle unsere amerikanischen ARDF-Freunde für den tollen Wettkampf und die herzliche Aufnahme!
Eine Ergebnisübersicht gibt es auf http://ardf.darc.de/pubrel/2009/us-r2/results.htm , detaillierte Ergebnisse und die Geländekarten auf http://www.bostonardf.org , und allgemeine Information zu ARDF in USA auf http://www.homingin.com.
Die Medaillengewinner