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Teplice - Doubravka 2009

Ein Fuchsjagd-Wochenende, nicht nur für Bergziegen, mit der tschechischen Kurzstreckenmeisterschaft im 2-m-Band und einem 80-m-Ranglistenlauf.

Von Christian Drews, DL7APD

Bergziegen hatten ganz klar ihre Vorteile bei den beiden Wettkämpfen in bzw. nahe Teplice, das bekanntermaßen nicht weit von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt am südlichen Rand des Erzgebirges liegt.

Hrad Doubravka ist eine vor etwa 120 Jahren rekonstruierte Burg, die ursprünglich im ausgehenden Mittelalter auf dem alten Vulkankegel errichtet wurde, der sich östlich von Teplice etwa 140 m über seine Umgebung erhebt. U.a. dient die Burg heute als Standort für die Amateurfunkstation OK1KPU mit ihren vielen Kurzwellenantennen und natürlich als Ausflugsziel und Aussichtspunkt.

2m-Kurzstreckenfuchsjagd

Für die Kurzstreckenmeisterschaft im 2-m-Band wurden die südlich und östlich des bewaldeten Hügels gelegenen Gartengrundstücke mit ihren Verbindungswegen sowie einige Felder und Wiesen mit dazwischen liegenden wilden Hecken- und Waldabschnitten dazugenommen. Ein wunderbares OL-Gelände mit etwa 1700 m x 1300 m Fläche auf einer A3-Karte im Maßstab 1:5.000 und mit diesem Berg inklusive der Burg etwas nördlich der Kartenmitte.

Die Burg sollte natürlich das Ziel des Laufes sein. Theatralisch der Einlauf der Wettkämpfer zwischen den Gemäuern, die durchaus eine weitere Renovierung vertragen könnten.

Um nicht zuviel Fläche der Karte für den senderfreien Bereich um die Zielbake herum zu verschenken, wurde die Bake kurzerhand an den nördlichen Kartenrand verschoben, an den Fuß des Berges natürlich, und es wurde eine Pflichtstrecke den Berg hinauf markiert, die von allen gleichermaßen begangen, bewandert oder eben doch belaufen werden musste.

Ungefähr 80 m steilen Aufstiegs zum Abschluss eines bis dahin recht hektischen Laufes. Hektisch, weil Kurzstrecken-Fuchsjagd einerseits kürzere Abstände zwischen den Sendern bedeutet, als sonst üblich ist, aber konsequenter Weise auch kürzere Sendezyklen, in diesem Fall 2,5 Minuten anstatt der sonst üblichen 5 Minuten. Da insgesamt neun Sender auf zwei Frequenzen im Gelände verteilt waren, mündete das häufige Frequenzwechseln und das anfangs gar nicht so einfache Entscheiden, wo lang man denn nun laufen sollte, in einen gewissen Stress. Ein Sender lag an besonders tiefer Stelle und vom Startpunkt her hinter dem Berg, war also in den ersten Minuten kaum zu empfangen und richtig einzuordnen.

Zwei andere Sender hingegen lagen nah am Start bzw. auf dem einzigen zusätzlichen Hügel der näheren Umgebung und 'schrien' die Läufer förmlich an. Immer nur für 30 Sekunden. Bei diesen verkürzten Distanzen sind Peilfehler und daraus resultierende Reihenfolgefehler beinah nicht mehr gut zu machen, zumal, wenn das Gelände abschüssig ist.

Trotz der knapp 140 Teilnehmer aber gab es nur wenige Begegnungen im Gelände, denn es wurden nie mehr als drei Läufer gleichzeitig losgeschickt und jeder hatte seinen eigenen Startkorridor. Es wurde zwar im Rhythmus von 2,5 Minuten gestartet, aber innerhalb einer Kategorie wurde der zeitliche Abstand der Läufer bei 5 Minuten belassen, was genauso zu einer guten Entzerrung des Läuferfeldes beigetragen haben dürfte, wie auch die insgesamt 12 unterschiedlichen Bahnen bei 13 Kategorien. In Tschechien sind auch die Kategorien D10/D13 und M10/M13 stark besetzt, was allein die Zahl 39 an LäuferInnen in diesen 4 Kategorien demonstriert.

ARDF-Förderung durch Regionalfonds der Europäischen Union

Sicherlich auch wegen dieses großen Potentials an Nachwuchs für den Sport ganz allgemein - die Kategorien M16/W16 mit jeweils 14 StarterInnen kommen ja noch dazu - war es einem der verschiedenen Regionalentwicklungsfonds der Europäischen Union wert, dieses ARDF-Wochenende in Teplice finanziell zu unterstützen. Initiiert durch die ARDF-Abteilung des in Teplice ansässigen Teils der tschechischen AROB (/Asociace Radiový orientacní beh/) und vom sächsischen ARDF-Referat des DARC e.V. unterstützt, wurden Fördermittel beantragt und auch kurzfristig bereitgestellt. Mittel, die der Entwicklung von nachbarschaftlichen Beziehungen und Projekten in der Elbe-Labe-Region zwischen Sachsen und der tschechischen Republik dienen sollen.

Unter dem Motto "Hallo Nachbar / Ahoj sousede" werden bis 2013 nicht nur Kleinprojekte gefördert. Die touristische Entwicklung, der Straßenbau, gemeinsame Forschungsvorhaben und eben auch Sportveranstaltungen sind Ziel der Maßnahmen unter dem passenden Titel "Ziel 3 / Cíl 3", denn schon zum dritten Mal standen nun Fördergelder der EU für den Peilsport zur Verfügung. Nach 2004 für den grenzüberschreitenden Langstrecken-Wettkampf und 2005 für den ersten gemeinsamen Ranglistenlauf im Erzgebirge. Die Gegend um Dubi und Teplice auf tschechischer Seite und bis nach Schmiedeberg oder weiter westlich im Erzgebirge auf deutscher Seite bietet, sich für attraktive Peilveranstaltungen ja auch förmlich an. Warum nicht in der Zukunft einen weiteren gemeinsamen Ranglistenlauf in diese Region legen?

Das Team der Ausrichter um Anja Hilbert, DG0YS, und Jiri Suchy, OK1WAY, unterstützt von der kleinen Mannschaft der Techniker des AROB, hat souverän die beiden Fuchsjagden für knapp 140 Wettkämpfer auf die Beine gestellt, beinahe reibungslos.

Medaillenerfolg auch für deutsche Sportler

Die Siegerehrung der 2m-Kurzstreckenmeisterschaft am Samstag wurde dann im Hof der Burg Doubravka vorgenommen. Die Teplicer Fuchsjäger haben hier ihren Vereinssitz und nach dem Lauf war zunächst noch genügend Zeit, sich auf dem Hügel zu erholen, die schöne Aussicht in Richtung Erzgebirge oder in Richtung des böhmischen Mittelgebirges zu genießen, oder einfach die verwinkelten Gemäuer der Burg zu erkunden.

Das Ergebnis des Wettkampfs kann sich aus deutscher Sicht sehen lassen. Mit einem ersten Platz für Stefan Meißner (M60), zweiten Plätzen für Brigitte (W35) und Christian Drews (M40), sowie einem dritten Platz für Hans-Jürgen Hauser (M50). Vier Medaillen für sieben deutsche Starter, das war schon mal ein guter Auftakt bei der traditionell starken Konkurrenz.

Fuchsjagden laufen in Tschechien etwas anders

Allerdings: Wollte man den direkten Vergleich mit unseren Nachbarn suchen, so würde man schnell feststellen, dass dieser doch an einigen Stellen etwas hinkt. Schon die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind trotz der seit 5 Jahren bestehenden EU-Mitgliedschaft der tschechischen Republik gänzlich anders, spielen aber eine wichtige Rolle bei der Organisation von größeren Fuchsjagden. Genauso das soziale Gefüge, in dem die Förderung der jungen Sportler einen sehr hohen Stellenwert hat, aber auch der Zusammenhalt insgesamt, unter denjenigen, die den Sport aktiv betreiben.

So entspricht es nicht nur der guten Tradition, allen Beteiligten eine gemeinsame Unterkunft zur Verfügung zu stellen, es ist schlichtweg auch die preiswerteste Möglichkeit, z.B. in einer Schule, einem Internat oder einem Studentenwohnheim zu übernachten.

An diesem Wochenende nun in einer Internatsschule für die Ausbildung in der Bautechnik, inklusive Vollverpflegung in der großen Mensa. Längst sind für derartige Unterkünfte jedoch auch Drittmittel von Sponsoren nötig und anders als in Deutschland, gibt es in der tschechischen Republik sogar verschiedene kleine und mittlere Unternehmen, die den Sport unterstützen. Findet die Veranstaltung dann noch am richtigen Ort statt, wie hier in einer 'Randregion' der Europäischen Union, dann sind sogar Fördermittel aus der großen EU möglich. Die Mühe, sie zu beantragen und später auch abzurechnen, die muss man sich natürlich machen.

So können wir vielleicht gerade wegen der vielen systematischen Unterschiede immer noch einiges von unseren östlichen Nachbarn lernen. Leider nehmen wir dies nur vereinzelt richtig wahr, denn die Beteiligung deutscher Peilsportler bei Wettkämpfen unserer Nachbarn ist immer noch sehr gering.

Über den guten Trainingseffekt der Fuchsjagden in Tschechien ist schon viel berichtet worden. Man mag darüber streiten. Manch einem könnten sie nicht relevant erscheinen, weil sie manchmal auch in technischer Hinsicht von unseren Gepflogenheiten etwas abweichen. Aber sie sind immer auch innovativ.

Die Anzahl der Sender im Gelände ist beispielsweise meist größer als fünf, wobei jede Kategorie trotzdem nur die in den internationalen Regeln festgeschriebene Anzahl Sender suchen muss (außer bei der oben beschriebenen Kurzstreckenvariante). Der Bahnleger kann natürlich mit zehn Sendern viel besser auf die verschiedenen Altersklassen eingehen, als er es mit den sonst üblichen fünf Sendern könnte. Der Nachteil ist die zweite Frequenz, die hierfür benötigt wird und die dem Läufer ein Quäntchen mehr an Konzentration abverlangt, die richtigen Sender zu peilen, bzw. immer die richtige Frequenz eingestellt zu haben. Aber dies ist kein echtes Problem, denn die Sender sind anhand verschiedener Tastgeschwindigkeiten gut voneinander zu unterscheiden (schnell und langsam) und man hat 'den Dreh' schnell raus.

80-m-Ranglistenlauf

Der 80-m-Ranglistenlauf am Sonntag fand dann unter 'normalen' Bedingungen statt, mit dem üblichen 5-Minuten-Zyklus in einem bergigen Gelände auf einer A3-Karte im Maßstab 1:10.000, die auch nahezu voll ausgenutzt wurde, und mit den schon erwähnten 10 Sendern auf zwei Frequenzen. Das stellte sich dann für z.B. die Kategorie M40 so dar, dass die Sender R1, R2, R3 und 5 zu suchen waren. 'R' bedeutet dabei schnellere Tastung (rapid) auf einer Frequenz oberhalb der üblichen 3580 kHz. Der Start lag am Rand von Dubi, einem nördlichen Nachbarort von Teplice und das Gelände erstreckte sich östlich davon über die auslaufenden Hänge des Erzgebirges.

Das Erzgebirge heißt nicht ohne Grund so, es ist dort tatsächlich etwas bergig und direkt vom Start weg mussten wir Läufer mal eben schlappe 65 Höhenmeter bei bis zu 30% Steigung erklimmen. Kein Problem für Bergziegen, aber wie stelle ich es geschickt an, ohne gleich zuviel Kraft einzubüßen? Langsam, ja na klar, ein Kompromiss, der gleich zu Beginn des Laufes Zeit kostet. Oberhalb des ersten Hanges aber warteten bereits die Wege, auf denen sich die einzelnen Kategorien dann schnell verteilen konnten. Deshalb gab es dann doch keinen Stau nach dem ersten Sendezyklus.

Das auf die erste Steigung folgende flache Stück Straße und der sich daran anschließende, leicht absteigende Fahrweg ließen die Läufer wieder etwas durchatmen und schneller in Richtung der ersten Sender vorwärts kommen. Im Falle der Kategorie M40 bis zum nächsten Anstieg.

Tja, so ergibt es sich in einem auslaufenden Gebirge, dass es im Verlauf der Fuchsjagd nicht nur einen Anstieg gibt. Da ich den Sender auf der nächsten Anhöhe dann endlich finden wollte (bereits ca. 1,5 km vom Start entfernt), blieb mir auch nichts anderes übrig, als mich den Hang hinaufzuarbeiten. Erst entlang einer sehr deutlichen Bewuchsgrenze, dann, um nicht zu sehr aus der Richtung zu kommen, durch den hinderlichen Unterbewuchs hindurch. Nur, um auf der etwas steileren Rückseite in das nächste kleine Tal wieder hinunter zu steigen, denn ich war natürlich zu optimistisch. Noch einen Hang und weitere 500 Meter Laufstrecke später erst war dann tatsächlich der Sender zu finden.

Inzwischen hatte mich auch mein direkt nach mir gestarteter Konkurrent überholt. Das war mir schon klar, nachdem ich im Unterbewuchs des vorhergehenden Hanges zuviel Zeit verloren hatte. Aber wo hatte er abgekürzt? Dass dieses Gelände keine Bahnen für schnelle Läufer bietet, ergab sich aus den drei, eigentlich vier Höhenzügen, über die Sender verteilt sein konnten. Nur mit langen Umwegen konnte man wirklich Höhenmeter sparen. Ich heftete mich zwar nicht direkt an seine Fersen, aber bis zum nächsten Sender war kaum eine Alternative möglich und wir fanden ihn auch beinahe gemeinsam. Danach ließ ich ihn auf der von ihm offenbar favorisierten direkten Linie zum dritten Sender in eines der Täler hinunter laufen und blieb lieber auf der Höhe. Der Fahrweg führte sogar noch ein paar Meter weiter aufwärts und erst nach einem längeren Bogen in die von mir favorisierte Gegend des Senders.

Es war aber ein richtiger Weg, frei belaufbar und nach den richtig gewählten Abzweigungen führte er sogar direkt zum Sender (und endete dort auch). Die Tschechen sind ja innovativ: warum den Sender aufwendig verstecken, wenn der Ort an sich schon schwer genug zu erreichen ist? Meinen Konkurrenten habe ich während des Laufs nicht mehr wiedergesehen, erst lange nachdem ich schon ins Ziel gekommen war.

Auch um den vierten Sender schnell zu erreichen, musste man sich rechtzeitig für den passenden Weg entscheiden. So war es letztlich in einigen Teilen doch eine Strecke für Läufer. Aber abgerechnet wird (natürlich) erst zum Schluss und vor diesen hatte der Bahnleger noch die Zielbake gelegt, die auch bei diesem Lauf nicht direkt am Ziel, sondern noch etwa 400 Meter davon entfernt, an exponierter Stelle im Gelände lag. Für die meisten Kategorien war die Bake nicht schwer zu erreichen. Erst der Abstieg hinunter ins eigentliche Ziel, entlang einer ausgeflaggten Pflichtstrecke, war noch einmal genauso grenzwertig, wie schon der erste Aufstieg gleich nach dem Start.

Trotz aller Gemeinheiten auf den verschiedenen Bahnen konnten die wenigen Teilnehmer aus Deutschland noch drei Medaillen für sich reklamieren: Hans-Jürgen Hauser eine goldene in der M50, Brigitte und Christian Drews je eine bronzene Medaille in der W35 bzw. der M40. So gesehen war es ein recht erfolgreiches Wochenende für uns, abgesehen von den interessanten Erfahrungen, die wir bei den beiden Wettkämpfen sammeln konnten und den freundschaftlichen Kontakten, die zu pflegen immer auch eine Reise wert ist.

Dank an Anja, Udo, Sven, Steffen und Lutz, die gemeinsam mit den Sportfreunden aus Teplice und dem kleinen Team des AROB ein bemerkenswertes Fuchsjagdwochenende auf die Beine gestellt haben.

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