Saisonbeginn mit Härtetest
1. RLL in Tschechien / Langstreckenmeisterschaft 2008
von Frank Lehmann, DL1DUK
Frank, DL1DUK
Am Sonntag, dem 13. April 2008 um 5.45 Uhr früh ging es los. Hans-Jürgen, DH1HH, und ich fuhren nach Horni Slavkov in die Nähe von Karlovy Vary. Einige werden das Gelände von der Fünf-Tage-Fuchsjagd kennen, die vor paar Jahren in dieser Gegend stattfand. Dort hatte am Vorabend schon die Tschechische Nachtmeisterschaft gefunden, die aber leider aus QRL-Gründen von Hans-Jürgen für uns zeitlich nicht mehr erreichbar war. Aber der Langstreckenwettkampf sollte für uns auch völlig ausreichen, wie wir feststellten. Es ist in Tschechien Tradition, den Langstreckenwettkampf schon im April durchzuführen. So zeitig in der Wettkampfsaison einen derart schweren Wettkampf durchzuführen ist auch im Nachbarland nicht jedermanns Sache. Das Teilnehmerfeld war mit etwa 50 Startern recht übersichtlich, einige der Spitzenläufer fehlten.
Hans-Jürgen, DH1HH
Eine Stunde vor Abmarsch zum Start waren wir da. Zeit genug, um uns umzuziehen und die Regeln zu studieren. Die Laufstrecke der Kategorie M40 hatte eine Länge von 17,5 km - Luftlinie natürlich. Die Limitzeit betrug 230 Minuten. Die Karte im Maßstab 1:15000 hatte A3-Format. Es gibt immer wieder neues. Diesmal eine kleine Probe von zukünftigen Änderungen? Zehn Sender (fünf "langsame" auf einer Frequenz und fünf "schnelle" auf einer anderen Frequenz) sendeten normal im Minutenrhythmus, dazu eine Bake und nur eine Startgasse.
Zuerst mussten wir die langsamen Sender suchen. Wohl um das Feld zu entzerren, war für jede Kategorie der erste Sender fest vorgegeben. Dann ging es zunächst zum Ziel zum SI-Gerät mit der Aufschrift R1 und anschließend auf die zweite Runde mit den schnellen Sendern. Als Beispiel hier wieder die M40: Erster Sender Fuchs Nr. 2, danach noch 1, 3, 5, Bake (R1), danach R2, R3, R4, R5, Bake dann R2, wobei am Ziel das R für Runde steht und an den Füchsen für "rychle" (dt. schnell). Alles klar??
Punkt 9 Uhr war Abmarsch zum Start. Auf unserer ersten 2,5 km langen Wanderung tat sich vor uns das Wettkampfgelände mit den Bergen in seiner ganzen Pracht auf. Nachdem es die letzten Tage Dauerregen gab, war dieser Tag sonnig, und die Temperaturen kletterten auch endlich von der Null-Grad-Grenze aufwärts.
Mit 10 min Vorstartzeit ging es pünktlich los. Meine Startzeit war 10, und so hatte ich keinen langen Aufenthalt. Sender 2 war für mich als erster festgelegt. Nach dem ersten Durchgang war klar, dass man schön an der 5 vorbei lief. Der Sender 2 war noch dazu in einem sehr feuchten Stück Wald, was wahrscheinlich für ein gutes Gegengewicht gesorgt hat. Er war sehr stark, weswegen ich die Entfernung zu kurz eingeschätzt hatte.
Das hatte zur Folge, dass ich meinen ersten Sender nach 37 min erreichte. Einen schlechteren Start konnte ich mir nicht wünschen. Danach wurde es etwas besser, aber es lief nicht so optimal. So kam ich dann nach 113 min das erste mal aus den Bergen ins Ziel. Schon recht k.o. und mit der Gewissheit die Hälfte der Zeit verbraucht zu haben! Schnell etwas getrunken, ein Stück Banane gegessen und los zur zweiten Runde. Leider setzten dann schon auf dem Weg zum ersten Fuchs Muskelkrämpfe ein. Also erst mal langsamerer Dauerlauf. Die Sender R4, R5, R2 liefen dann optimal. Auch ohne Sendung gefunden und keine Sekunde verbummelt. Vor dem letzten Sender meldete sich der Oberschenkelmuskel wieder und ich brauchte für die letzten 100 m noch über 1 min, obwohl ich den Postenschirm sah. Dann langsam und vorsichtig zum Ziel. Es war nur noch ankommen gefragt. Nach einer Gesamtlaufzeit von 197 min war ich im Ziel!
Zum Gelände ist dann noch zu sagen, das ich bestimmt nicht mehr als 300 m mal geradeaus auf einer Höhe gelaufen bin. Es ging immer entweder Berg an oder Berg ab. Dazu kam, dass durch den Regen der vergangenen Tage reißende Bäche mit Wassertemperaturen von vielleicht 4 Grad die Täler „bewässerten“. Stellenweise ging es also knietief durch einen Bach. Auch Grasflächen waren so durchweicht, dass man im Nass versank. In höheren Regionen, wo gerade mal nicht das Wasser reichlich vorhanden war, lag viel Holz quer, oder es gab auch sehr felsigen Untergrund.
Zum Schluss ist zu sagen, dass das seit Jahren der schwerste Wettkampf war, an dem ich teilgenommen habe. Alle, die Tschechien kennen, stellen sich zwei Läufe hintereinander vor, wo man doch schon froh ist, nach einem Lauf angekommen zu sein.
Zur Karte: Das Dreieck im Wald ist ein Verpflegungsposten. Der Startkreis ist der obere mit Pfeil. Das Ziel war gleichzeitig Start für die zweite Runde. Deshalb ist auch dort ein 750-m-Kreis. Eingezeichnet sind noch meine Startpeilungen mit der Bezeichnung des jeweiligen Senders dort, wo ich Ihn von der Entfernung her vermutet habe. Das Kreuz ist dann der wahre Standort im Gelände.