1. Ranglistenlauf am 21./22. Mai 2005
Ein internationaler Wettkampf in DL und OK
Den Eintritt in die heiße Phase der Peilsaison interessant zu gestalten, war wohl eines der Motive des Referats für ARDF-Funksport, als die Entscheidung fiel, den ersten Ranglistenlauf gemeinsam mit dem Tschechischen Radiosportklub als bilateralen Event durchzuführen. Das Interesse an sportlichen Vergleichen auch außerhalb internationaler Meisterschaften ist in beiden Verbänden groß, und so ist es nur logisch, einen Wettkampf von der Dimension eines Ranglistenlaufs hierfür zu nutzen. Für eine große Zahl an Teilnehmern aus der Tschechischen Republik lässt sich allerdings kaum ein Wettkampf über zwei Tage realisieren, dafür wären Unterbringung und Verpflegung in Deutschland schlicht zu teuer. Für einen Lauf aber mit Bussen kurz über die Grenze zu kommen, dafür ist das ostsächsische Erzgebirge ein optimales Ziel und so ist die Idee eines grenzüberschreitenden Wettkampfs ein wichtiger Schritt im Sinne der Weiterentwicklung unserer eigenen Qualifikations-Wettkämpfe.
Am nördlichen Ortsrand von Schmiedeberg im Erzgebirge, dort wo die Landesstraße 183 sich auf ein Niveau von etwa 520m regelrecht schlängelt wurde der Startpunkt in ein Gelände gelegt, das u.a. von einem anfangs nur leicht erkennbaren, später immer schmaler werdenden und sich senkenden Tal durchzogen ist. Am südlichen und östlichen Rand des kartografierten Gebiets ist dieses Gelände stark eingeschnitten und fällt steil nach Schmiedeberg hin ab. In diesem Gelände den 2m-Sendern nachzujagen stellte einmal mehr eine Herausforderung an die Wettkämpfer dar.
Die Sender waren jeweils nie direkt auf eine Kuppe oder Erhebung gesetzt, sondern an den Hang bzw. hinter die Geländekante; dies sorgte für nicht ganz eindeutige Signale beim Näherkommen und bereitete vielen Läufern einmal mehr Probleme auch im Nahfeld der Sender. Erschwerend für die Routenwahl war Sender Drei im oberen, breiteren Teil des Tales angeordnet und lag dem Start am Nächsten. Dennoch sind nur sehr wenige Wettkämpfer auf dieses durch die Bahnlegung aufgeworfene Wahlproblem eingegangen. Die Eins lag zu deutlich am Rand der Karte, sendete als erstes und hat den Läufern in den meisten Fällen die Entscheidung für die Laufrichtung gleich abgenommen.
Der Weltklasseläufer und Sieger der Kategorie M21, Karel Fucik, entschied sich jedoch dazu, mit der Drei zu beginnen und erst dann nach außen zur Eins zu laufen. Die optimale (kürzeste) Strecke über alle 5 Sender lag mit etwa 6,9 km Luftlinie für einen internationalen Vergleich eher am unteren Streckenlimit, begann jedoch mit Sender Eins und führte über in Summe etwa 240 Meter Höhenunterschied. Karels Strecke war zwar über 200 Meter länger als das Optimum, dafür hatte er 'nur' etwa 200 Höhenmeter zu überwinden. Seine Laufzeit von 54:09 Minuten und der Abstand von vier Minuten zum Nächstplatzierten muss nicht als Maßstab im Rahmen des Ranglistenlaufs gesehen werden, wohl aber im Hinblick auf die IARU-Meisterschaft im Spätsommer, beweist sie doch einmal mehr die Klasse dieses Sportlers.
Leider war der Elite-Nachwuchs des DARC teilweise verhindert, so dass der Vergleich in dieser Kategorie nicht vollständig sein kann. Allerdings waren auch nicht alle Eliteläufer aus der Tschechischen Republik am Start. Schnellster Deutscher war Michael Gutmann mit 69:12 auf Platz 5, gefolgt von Sven Lindhorst mit 70:10, der sich leider schon auf dem Weg zum ersten Sender verletzte und nur eingeschränkt laufen konnte.
Für einige Läufer etwas ungewohnt, wurde gleichzeitig im selben Gelände ein 80m-Lauf für die Jugendkategorien M/D10 und M/D13 durchgeführt. Die Sender standen zwar weitab der 2m-Sender, waren aber teilweise nur durch ihre jeweilige Antenne unterscheidbar, worauf ein Läufer im Wettkampfstress aber nicht unbedingt achtet. Dieser Umstand hat zum Glück nur bei sehr wenigen Teilnehmern zur Verwirrung geführt. In der Tschechischen Republik wird bereits seit einigen Jahren so verfahren. Die Vorteile sind ganz klar: von den jungen Läufern kommt niemand in die Versuchung einem Großen einfach nur nach zu laufen und die Streckenlänge läßt sich für die Junioren individuell gestalten.
Gleiches Spiel am nächsten Tag mit völlig anderem Vorzeichen. Zu dem gemeinsam ausgerichteten Ranglistenlauf gehörte als zweiter Teil der 80m-Lauf auf tschechischer Seite. Als Gelände stand hier ein Waldstück bei Dubi, etwa 4 km nordwestlich von Teplice, zur Verfügung. Vom Startbereich am südlichen Ende der Karte steigt es nach Norden hin kontinuierlich um etwa 260 m an. Als Ausläufer des Erzgebirgskamms ist es mehrfach stark eingeschnitten. Die hier entstandenen Rippenbögen führen schmale Wasserläufe. Diagonal wird die OL-Karte von einer Eisenbahntrasse durchzogen, die augenscheinlich nicht mehr genutzt wird. Mit 10 Minuten Verzögerung wurde in den von nächtlichen Schauern noch nassen Wald gestartet.
Die 2m-Strecke für die Kategorien MD10/13 fiel mit maximal 4,5 km Luftlinie über alle fünf Sender noch verhältnismäßig lang aus, wenn man die Geländeschwierigkeit berückschtigt. Etwa 140m Höhenunterschiede hatten aber auch die Schüler zu absolvieren. Der einzige Nachwuchsläufer des DARC, Daniel, DE8FOX, erst seit etwa einem Jahr aktiv, biss sich in dem schweren Gelände immerhin zu einem der Sender durch, musste aber später abbrechen, um die Limitzeit nicht zu überschreiten. Im 80m-Teil am Tag vorher kam er deutlich besser zurecht.
Die 80m-Strecken waren mit etwa 8,2 km Luftlinie über alle 5 Sender deutlich länger als die 2m-Strecken am Tag vorher. Das Wegenetz ließ sich teilweise jedoch sehr gut nutzen, so dass Spitzenlaufzeiten von weit unter einer Stunde erreicht wurden. Die Standorte lagen nicht nur offen im Gelände, sondern waren auch im weiteren Umfeld frei anlaufbar, so dass niemand aufgrund einer eingeschränkten Geländebelaufbarkeit Verzögerungen hinnehmen musste. Etwas zu kurz geraten war der Zieleinlauf mit kaum 10m Länge.
Wieder waren die Eins weit an den Rand und die Drei mehr in die Mitte der Karte gelegt. Doch diesmal hielt sich die Zahl derjenigen, die mit der Eins bzw. der Drei begannen, die Waage. Wer mit der Drei begann hatte zwar eine deutlich längere Strecke zu absolvieren (Luftlinie), aber die Laufzeiten deuten nicht darauf hin, dass eine der beiden Alternativen die bessere gewesen wäre. Nur wer die Vier nicht anlaufen musste hatte eine wirkliche Ersparnis, was die Höhenmeter betrifft.
Innerhalb des Teplicer Ausrtichterteams war man sich bis zum Start nicht einig, ob auch die Zielbake als anzulaufender (und folglich zu registrierender) Sender gewertet werden soll. Sonst war der Wettkampf aus Sicht der Läufer eine anstrengende aber faire Angelegenheit.
Quer über alle Kategorien ist leider festzustellen, dass die Beteiligung aus DARC-Sicht hätte etwas stärker sein können. Lag es an den Pfingstferien oder an der für viele zu großen Anreiseentfernung, verbunden mit dem schon frühen Start am Samstag, dass weniger als 50 Läufer aus DL sich beteiligt haben ? Ist der Schritt an die Weltspitze, den die Auswahl des DARC seit drei bis vier Jahren kontinuierlich vollzieht, ein Schritt, den sich immer mehr aktive Peilsportler eher aus der Ferne ansehen ? Kontinuiät im Hinblick auf das Leistungsniveau, das mittlerweile denjenigen abverlangt wird, die sich für internationale Meisterschaften qualifizieren wollen, ist eine der Vorraussetzungen, bei solchen Meisterschaften auch erfolgreich zu sein. Ranglistenläufe dieser Güte trainieren besser als jedes Trainingslager unter 'heißen' Bedingungen Peiltechnik und Taktik. Sie zwingen aber auch denjenigen, der erfolgreich sein möchte dazu, mehr zu tun für seine sportlichen Grundlagen. Dies mag ein Balanceakt für alle sein, die nicht beliebig viel Freizeit in die Entwicklung ihrer Fähigkeiten investieren können oder wollen.
Denjenigen, die ihre Freizeit für die Gestaltung dieses internationalen Wettkampfwochenendes investiert und zwei schöne Läufe organisiert haben, gehört der Dank an dieser Stelle.
Christian Drews, DL7APD