04.03.2004
Lange Rede, kurzer Sinn – Mitarbeiter- und Referententagung 2004
Ein Bericht eines Neulings
Als ich mich im Dezember 2003 bei der alljährlichen Winterfuchsjagd in Franken bereiterklärt habe, dem Trainerrat in Bereichen der Jugendbetreuung und des Leistungssports unter die Arme zu greifen, wusste ich noch nicht was mich in den nächsten Monaten erwarten würde. Im Januar landete dann die Einladung zu der Tagung Ende Februar in Oberaula in meiner Mailbox. Bei der Nachfrage, wie ich mich denn hierauf vorbereiten könnte, wurde ich von Seiten des Trainergespanns gebeten, einfach einmal meine Gedanken und Ideen aufzuschreiben und mit nach Hesse zu bringen. Als ich beim Surfen im Internet mal wieder auf die von unserem Webmaster Kai Pastor wirklich großartig gestaltete ARDF-Seite geklickt habe, ging mir durch den Kopf, dass man dieses Medium, welches zu großen Teilen von der jüngeren Generation genutzt wird, durch interessante Berichte und Bilder zur Jugendwerbung einsetzen könnte. Also schrieb ich meine Ideen, wie man und vor allem wer in gewissen Abständen aktuelle oder informative Artikel erarbeiten und zu Papier bringen kann, auf. Ein paar Wochen zuvor habe ich zum Thema „Leistungssteigerung durch effektivere Trainingsgestaltung“ das Gleiche gemacht. Mit diesen Unterlagen in der Tasche bin ich dann am Freitag, den 27.2., mit erwartungsvoller Haltung aufgebrochen in Richtung meiner alten Heimat.
Abends hatten die Referatsmitarbeiter und die Mannschaftsführung – zu einem der beiden darf ich mich jetzt wohl auch zählen – ihre erste Besprechung. Hauptschwerpunkte hierbei waren, wer aus dem Trainerrat technischer Delegierter bei den Ranglistenläufe bzw. der Deutschen Meisterschaft 2004 wird, die Auswirkung der Finanzeinsparungen auf das WM-Team bzw. deren Betreuung, die Jugend IARU Region 1 Meisterschaft in Moldawien und die HAM-Radio. Es wurde teilweise hart, aber fair diskutiert, besonders welche Vorteile die HAM-Radio der Mannschaft bringe. Schlussendlich waren jedoch beide Seiten, Öffentlichkeitsarbeit und annschaftsführung, mit dem Resultat ihrer Debatte zufrieden. Als wir die Punkte der Tagesordnung bis zu „Sonstiges“ durch hatten, traute ich mich mal die Themen, die ich zuhause etwas aufgearbeitet hatte, anzuschneiden. Naja, wahrscheinlich hatte ich mir den falschen Zeitpunkt dafür ausgesucht – es war auch schon 23:30 – denn außer solch unkonstruktiven Äußerungen, „mach´ du doch mal“ oder „fang doch mal an, dann ziehen die anderen schon nach“, bekam ich in dieser Nacht nichts zu hören. Doch meine Hoffnung etwas konstruktives zu erarbeiten stieg wieder, als man beschloss, dass die Mannschaftsführung sich am nächste Abend mit mir zu diesen Themen zusammensetzt würde. Mit dieser Aussicht freute ich mich schon auf den nächsten Tag.
Der Samstagmorgen hätte nicht besser starten können. Das reichlich aufgetischte und äußerst leckere Frühstücksbuffet ließ ich mir ausgiebig schmecken, um gut gerüstet zu sein für den bevorstehenden Tagungsmarathon. In unserem Konferenzzimmer saßen die ca. 25-30 Anwesenden sich in einem Rechteck gegenüber, so dass jeder den anderen mehr oder weniger gut sehen konnte. Die Tagung begann mit einer Schweigeminute, um die Rainer Flößer gebeten hatte, für drei Persönlichkeiten, die meinen so geliebten Sport in den Anfangsjahren stark geprägt und voran gebracht haben. Leider war es mir nie vergönnt diese drei Herrschaften persönlich kennen zu lernen. In dieser Stille musste ich unwillkürlich an meinen ersten etwas größeren Wettkampf denken und ich fragte mich, wie wohl der Funksport aussehen wird, wenn ich mal nicht mehr unter den Lebendigen weilen werde. Irgendwie sind solche Schweigeminute nicht mein Fall, da werde ich immer so melancholisch. Nach diesem eher weniger schönen Tagesordnungspunkt wurde die Berichte aus dem Referat und den einzelnen Sachgebieten vorgetragen. Das Resümee der IARU Region 1 Meisterschaft, der Jugend IARU Region 1 Meisterschaft und das der HAM-Radio fielen sehr positiv und erfreulich aus, was die etwas negativ belasteten Zahlen aus dem Sachgebiet Wettkampf / Diplome in gewisser Weise abpufferte. Doch erfreulich war es nicht zu sehen, dass die Teilnehmerzahlen mehr oder weniger rückläufig sind. Ein weiterer Grund für mich, warum die Wettbewerbe und der Sport in die Öffentlichkeit publiziert werden muss. Danach kam der Vortrag des Webmasters, auf den ich mich schon den ganzen Morgen gefreut hatte. Ich war wirklich davon begeistert, wie raffiniert gut und zudem einfach in der Bedienung mein Mannschaftskollege Kai Pastor die neue ARDF-Website gestaltet hat. Nachdem Kai in seiner Funktion als Webmaster tätig war, durfte er gleich weitermachen in Funktion des Aktivensprechers. Wie die Meisten wissen, hat er letztes Jahr eine sehr umfangreiche Aktivenbefragung durchgeführt, welche zu interessanten und wichtigen Erkenntnissen geführt hat. In diesem Winter hatte er ein Kleinausgabe des Vorjahresmodells an alle Aktiven geschickt, doch war die Resonanz darauf erschreckend niedrig – ganze fünf Personen haben sich die Mühe gemacht, zu den drei kleinen Themen etwas zu schreiben und zurückzusenden. Das hat mich dann doch etwas betrübt. Denn wenn ich daran denke, wie viele sich ständig über dieses und jenes beklagen, aber dann noch nicht einmal diese Chance nutzen, um Verbesserungsvorschläge vorzubringen, ist das aus meiner Sicht eine äußerst erschreckende, wie traurige Erkenntnis. Über die Ignoranz, die unserem sehr engagierten Aktivensprecher entgegengebracht wird, möchte ich mich hier nicht weiter auslassen. Mir stellt sich nur die Frage, warum man dann eigentlich einen Aktivensprecher gewählt hat. Wie gesagt, für mich war das eine traurige Erkenntnis. Die nächste schlechte Nachricht folge auf dem Fuße – Kai steht aus familiären und beruflichen Gründen, die ich vollstens respektiere, leider in dieser Saison nicht mehr zur Wahl. An dieser Stelle ergreife ich einfach einmal die Möglichkeit um mich im Namen aller Aktiven bei Kai für seine großartige, zweijährige Arbeit zu bedanken: „DANKE!!!“ Da bei der WM in Tschechien dieses Jahr eine neue Regel in Kraft tritt, hat die Versammlung beschlossen, diese auch bei den nationalen Wettkämpfen, sprich den Ranglistenläufen und der Deutschen Meisterschaft, vorab in Kraft treten zu lassen, um sich darauf einstellen zu können. Für die Wettkämpfer bedeutet das, dass sie einen sechsten Posten Anfang des Zielkorridors bzw. an der Zielbake stempeln müssen. Wie man sieht, nichts gravierendes, aber sollte dieser Ziel-Fuchs vergessen werden zu stempeln, wäre das gleichbedeutend mit einem vergessenen bzw. nicht angelaufen Fuchs (1-5).
Darauffolgend kamen dann die Debatten über Terminfindung für 2005 und Ziele des ARDF-Funksportreferates. Bei solchen Diskussionen, die es auch schon zuvor gab, wenn man etwas vom Thema abgekommen war, musste ich mich dann doch etwas in Geduld und Zurückhaltung üben. Die einen unterbrachen den Redenden ständig, die anderen wiederholten das Vorhergehenden und jeder zweite musste seinen Senf dazugeben. So etwas nennt sich dann wahrscheinlich Vereinspolitik, denn genau wie in der richtigen Politik wurde mehr um den heißen Brei geredet, als mal zum Punkt zu kommen. Obwohl eigentlich alle den Funksport voranbringen wollen, hatte jeder eine andere Vorstellung, wie das geschehen sollte. Und so gab sich ein Wort das andere – lange Rede, kurzer Sinn. Dies war eine ganz neue Erkenntnis in meinem noch recht jungen Leben und mit meinem vielleicht etwas zu idealistischem Denken, mit welchem ich zu dieser Tagung gefahren bin.
Gut genährt haben sich dann die Mannschaftsführung, der Aktivensprecher und meine Wenigkeit nach dem Abendessen zu der Fortführung der Themen, die mir auf dem Herzen lagen, zusammengesetzt. Viel aufbauender, als diese ewig langen Debatten am Nachmittag, war diese Runde für mich jedoch auch nicht. Denn zu dem Punkt „Öffentlichkeitsarbeit im Internet“ bekam ich eigentlich wieder die gleichen ernüchternden Antworten, wie am Vorabend. Beim Thema „Leistungssteigerung durch effektivere Trainingsgestaltung“, haben wir zwar verschiedene Dinge, die wir im Trainingslager an Ostern ausprobieren wollen, beschlossen und ich habe mich bereiterklärt einen Referenten für Trainingsmethodik zu organisieren, aber meine zweiseitige Ausführung dazu hätte ich mir echt sparen können, denn darauf hat keiner in irgendeiner Weise Bezug genommen. Ich kann nicht gerade behaupten, dass so etwas aufbauend ist, und in mir kam so langsam die Frage auf, warum ich mir zum einen die Mühe gemacht habe, mich auf diese Tagung vorzubereiten, und zum anderen was dem Verein meine Anwesendheit hier bringt. Naja, etwas deprimiert ging ich dann ins Bett.
Am nächsten Morgen kamen wir dann, wieder in kompletter Besetzung, zum Tagespunkt „Haushalt 2004“. Da durch Finanzeinsparung dem Referat erheblich weniger Budget zur Verfügung steht, können unter anderem die Ranglistenläufe und die Deutsche Meisterschaft nicht so unterstützt werden. Diese finanziellen Ausfälle werden ab dieser Saison durch Startgelder versucht zu kompensieren. Für die Läufer heißt das, dass DARC-Mitglieder für ein Veranstaltungswochenende mit bis zu 10 Euro Startgebühren (inklusive Karte) rechnen müssen. Nicht-DARC-Mitglieder müssen 50% Aufschlag zahlen. Teilnehmer der Kategorien D19 und M19 müssen mit Startgeldern bis zu 5 Euro kalkulieren. Aufgrund dieses enggeschnürten Haushaltes kam die Idee auf, eventuell einen Förderverein ARDF-Funksport zu gründen. Dieser Vorschlag hat mein Interesse geweckt und es war etwas konstruktives – ich hatte ja schon fast die Hoffnung aufgegeben – was der Mannschaft zu gute kommt. Als die Frage aufkam, wer an einer Arbeitsgruppe zur Gründung dieses Fördervereins mitarbeiten würde, stand mein Entschluss fest, hier muss ich einfach mitarbeiten – damit könnten wir den Sport auf längere Sicht gesehen aktiv unterstützen. Vergessen waren die deprimierenden Gedanken an den gestrigen Tag, allein hierfür hat es sich gelohnt nach Oberaula zu kommen. Des Guten fast zu viel, war dann noch die Änderung der Mannschafs- / Distriktswertung bei der Deutschen Meisterschaft, welche ein Anreiz für alle Distrikte sein soll, möglichst viele Läufer auf alle Kategorien verteilt, dorthin zu senden. Jetzt machte sich irgendwie wieder gute Laune bei mir breit, denn die letzten beiden Maßnahmen könnten in den kommenden Jahren doch positive Effekte zeigen.
Einen guten und abrunden Abschluss der Tagung stellte die Präsentation über die Geschichte des Peilsports von Karl-Heinz Schade dar, welche die Entwicklung der Disziplin, der Peiler und der Auswertungssysteme mit eindrucksvollen Bildern veranschaulichte.
Auch wenn Oberaula für mich ein paar Enttäuschungen mit sich gebracht hat, fällt mein Fazit trotzdem positiv aus. Ich hoffe, dass wir den Förderverein bis Ende des Jahres auf die Beine gestellt bekommen, damit auch in Zukunft die Teilname unserer Jugendmannschaft und Nationalmannschaft an internationalen Wettkämpfen gesichert ist.
Stephan Köberle, SWL, Jugendbetreung