Fünf Tage Tschechisches Paradies: Der JELAS Cup 2004
Christian Drews, DL7APD
Peilsportwettkämpfe in der Tschechischen Republik sind traditionell als anspruchsvoll bekannt. Sie haben einen guten Trainingseffekt für die Peiltechnik ebenso wie für die Wettkampftaktik und sind bei erfolgreichem Bestehen (nicht allein ein Sieg muss hier das Ziel sein) wichtig für's eigene Selbstbewustsein.
Fünf Wettkämpfe an fünf aufeinander folgenden Tagen sind umso mehr ein harter Test der eigenen körperlichen Kondition.
Mehrere Einzelplatzierungen als Ergebnis der fünf Etappen, der Einzelsieg der Tschechischen ARDF-Parkmeisterschaft in der Kategorie D35 sowie der Gesamtsieg in der Kategorie D35 und der Gesamtzweite in der Kategorie M60 stellen die sportliche Bilanz der diesjährigen Fünftage-Fuchsjagd, die vom 2.7. bis zum 6.7. in Turnov und Umgebung stattfand, für die kleine Mannschaft aus Deutschland dar.
- Gesamtsieger bei D35: Brigitte Drews, DL7AFJ -
Aufgeteilt war der diesjährige Event in eine Parkfuchsjagd im 80m-Band, zwei reguläre 80m-Fuchsjagden, eine reguläre 2m-Fuchsjagd, sowie ein abschließendes 80m-Foxoring mit Jagdstart. Die zweite 80m- und die 2m-Fuchsjagd waren gleichzeitig als Ranglistenläufe angelegt. Die Parkfuchsjagd galt außerdem als Tschechische Meisterschaft dieser Kurzvariante unseres Sports, die man zwischen Foxoring und Fuchsjagd einordnen muss.
Für die Fuchsjagden hatten sich die Veranstalter eine der zugänglicheren Felskulissen des Tschechischen Paradieses (Ceský Ráj) ausgesucht und uns Wettkämpfer auf teilweise großflächigen OL-Karten im Maßstab 1:10.000 austoben lassen.
- Anja Hilbert, DG0YS, am Start -
Die Dimensionen der Felsformationen des Elbsandsteingebirges werden dort nicht ganz erreicht, aber ein Vergleich wäre wohl zulässig. In etwas verkleinertem Maßstab freilich.
Höhenmeter waren dennoch ausreichend zu meistern. Auf Etappe 2 hat der Autor beispielsweise auf seiner Laufstrecke von nur etwa 7,1km etwa 355m an Anstiegen bewältigt. Auf der dritten Etappe etwa 335m bei einer Strecke von ca. 10,8km und auf der 4. Etappe immerhin noch 255m bei etwa 9,2km Länge.
Ganz wichtig ist hierbei der permanente Kartenkontakt gewesen, da man schnell in einer Sackgase, z.B. an einer nicht passierbaren Felswand, hängenbleiben kann. Auch wenn wie bei der ersten 80m-Fuchsjagd die Sender im 2,5-Minutenintervall senden, verliert man doch schnell wichtige Minuten durch solch einen Fehler.
- Ein Blick auf Turnov -
Die beiden Ranglistenläufe während der Fünftage-Fuchsjagd waren in diesem Jahr klar auf Strecke ausgelegt. Um dies mit 1:10.000er Karten zu ermöglichen, wurden kurzerhand jeweils zwei Karten, auch über Eck, miteinander verklebt, was zu so exotischen Formaten wie 430mm x 490mm oder 530mm x 280mm führte. Gegen solche 'Lauf-Tapeten' hilft nur gezieltes Falten und rechtzeitiges Entfalten, um alle wichtigen Passagen im Blick zu behalten.
Auch hier hat verloren, wer nicht ständig auf der Karte bleibt - also zuviel wegfaltet.
Auch in der Tschechischen Republik hat der Peilsport mit zunehmenden Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Nachwuchs kommt nicht mehr in den Zahlen zu den Wettkämpfen, von denen wir früher beeindruckt wurden.
So ist zwar die Zahl der aktiven SportlerInnen in den Klassen 10 und 13 immer noch hoch, doch schon die 16er-Klassen sind deutlich dünner besetzt. Hier kam der größere Anteil aus dem Ausland zur Fünftage-Fuchsjagd.
Dafür scheint sich das Leistungsniveau in der Eliteklasse weiter gesteigert zu haben. Der Sprung aus der M20 in die M20E scheint schwieriger geworden zu sein, wie ein Vergleich der Laufzeiten vermuten lässt. In der M20E sieht man seit Jahren immer dieselben Wettkämpfer, die nach wie vor erfolgreich sind und ihre Fähigkeiten sukzessive verbessert haben.
Die entstehende Lücke wird absehbar. So ist der Abstand von uns zu den Eliteläufern verglichen mit früheren Fünftage-Wettkämpfen eher unverändert, während wir in der M20 mittlerweile im vorderen Drittel landen würden.
Die Fördermittel werden offensichtlich knapper. Im Gegenzug scheint in der Tschechischen Republik aber das Sponsoring besser zu funktionieren als hierzulande. Nicht nur prangen zahlreich die Firmenlogos auf Ausschreibungstexten, OL-Karten und Startnummern, selbst vereinzelte Aktive die offenbar mittlerweile beruflich selbstständig sind tauchen als Sponsoren auf.
Mittlerweile machen auch die Umweltbehörden Auflagen für die Wettkämpfe, insbesondere im eigentlich geschützten Tschechischen Paradies. Die gelegten Bahnen waren Kompromisse, um bestimmte Gebiete zu meiden. Dieser Umstand resultierte in fairen, gut erreichbaren Senderstandorten. Nur in Ausnahmen war wirklich griffiges Schuhwerk nötig, denn klassische OL-Schuhe mit Metallstiften in der Sohle waren im Gelände strikt verboten. Der Veranstalter gab sich alle Mühe, immer wieder darauf hinzuweisen, auch wenn er für seine Landsleute die Definition der Griffigkeit von OL-Schuhen so auslegte, dass alle Leistungsträger bedenkenfrei mit ihren gewohnten Schuhen laufen konnten. Etwas verschaukelt haben wir uns da schon gefühlt, denn der Begriff Disqualifikation fiel unmissverständlich im Rahmen des allabendlichen Briefings für den jeweils nächsten Tag. Aber es hat Grobstolligkeit nur ganz am Rande etwas mit Griffigkeit oder Grip zu tun, na und wirklich kontrolliert wurde auch nicht.
- Das Tschechischen Paradies -
Freuen wir uns auf den hoffentlich nächsten Fünftage-Event am ersten Juli-Wochenende 2005.
Ergebnisse: http://ardf.darc.de/contest/040702/040702.htm
Bilder Christian Drews, DL7APD