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16. ARDF-Weltmeisterschaft 2012 in Kopaonik, Serbien

Härteste WM aller Zeiten

Deutsche Peilsportler holen 14 WM-Medaillen

2012 ist ein Jahr sportlicher Highlights: Fußball-EM, Olympia, und selbst die Paralympics sind präsent wie nie zuvor. Die 16. Weltmeisterschaft der IARU im Amateurfunkpeilen genießt dagegen kaum öffentliche Aufmerksamkeit. Allein ein kleines tschechisches Fernsehteam ist dabei, als von 10. bis 16. September 2012 im serbischen Wintersportzentrum Kopaonik, mehr als 1700 m über Meereshöhe, eine der anspruchsvollsten ARDF-Weltmeisterschaften aller Zeiten stattfindet.

Das Programm umfasst neben den klassischen Peilwettbewerben auf 3,5 und 144 MHz einen Blindenwettbewerb, einen Sprint-Peilwettbewerb und erstmals einen Foxoring-Lauf. Ruhetage sind nicht vorgesehen. Für Deutschland gehen 27 Starter gegen über 330 Konkurrenten aus 30 Ländern ins Rennen. Die DARC-Sportler werden am Ende mit 14 WM-Medaillen und weiteren Top-Platzierungen heimkehren.

Blindenwettbewerb

Gleich am ersten Tag nach der Anreise steht der Wettbewerb der Blinden an. Diente 2010 noch ein Fußballfeld als Wettkampfstätte, so muss in Kopaonik der Auslauf einer Skipiste herhalten. Während die Bedingungen für Zuschauer optimal sind, erschrecken die Verhältnisse für die sehbehinderten Peilsportler. Eine Seite des abgesperrten Bereichs wird durch einen Skilift begrenzt. Die Umrandung berührt einen großen Lichtmast, an dem dicke Kabel im Boden verschwanden. Zwei flache Wasserablaufgräben durchziehen die Fläche, und eine Stelle der Begrenzung ragt hinein. Ganze drei Sender kann der Veranstalter unterbringen.

Vor allem die ersten Starter haben große Mühe, saubere Peilungen vorzunehmen, und können in der Limitzeit von zehn Minuten nicht alle Sender finden. Die deutsche Starterin Karin Flößer, DL6NBZ, gerät schon auf dem Weg zum ersten Sender in den schmalen Bereich zwischen Liftstation und Lichtmast. Von dort ist offenbar keine Peilung zum Sender mehr möglich, so dass Karin nach zehn Minuten ohne Sender und damit ohne Wertung dasteht. Einen kroatischen Läufer ereilt das gleiche frustrierende Schicksal. Ob die späteren Starter von Hinweisen ihrer Trainer profitierten, bleibt Spekulation.

Jury-Mitglied Kai Pastor, DG0YT, erlebt am selben Tag eine merkwürdige Jury-Sitzung. Thema ist keineswegs der verkorkste Blindenwettbewerb, sondern der am nächsten Tag anstehende klassische Peilwettbewerb. Der Veranstalter ist nicht in der Lage, Fakten zum geplanten Wettkampf, wie etwa die den Kategorien zugewiesenen Bänder und Sender oder auch nur die Teilnehmerzahl zu benennen. Im Laufe des Abend wird sich herausstellen, dass der Veranstalter weder die Anmeldungen vorab noch die Registrierungen bei Anreise systematisch zusammengefasst hat, wodurch sich die Erstellung von Startlisten bis in die Nacht verzögert. Der nahezu einzige Jury-Beschluss, die Limitzeit von 120 Minuten, wird später in der Team-Leader-Sitzung auf 150 Minuten revidiert.

Erster klassischer Wettbewerb

Am 12.9. steht der erste klassische Wettbewerb mit 338 Teilnehmern an. Start und Ziel liegen beide in Nähe der Hotels und können zu Fuß erreicht werden. Das Gelände fällt nach Norden zwar nur etwa 150 m ab, ist allerdings recht zerklüftet. Felsbrocken und umgestürzte Bäume erschweren das Vorankommen sogar auf Wegen. Ein Fehler beim Aufbau der Sender verschiebt die Kurslängen und macht den 144-MHz-Sender 2 zu einer schwierigen Aufgabe. Davon betroffen sind vor allem die Altersklassen W60 und M70, wo die Siegerzeiten über 90 Minuten liegen, mehr als doppelt so lang sind wie in den Klassen W50/M60.

Einer Überprüfung nicht stand gehalten hätte die Zuordnung von Sendern zu Klassen. M19 und W21 sollen die gleichen fünf Sender suchen, und auch W60 und M70 erhalten die gleiche "Bahn". Interessant ist da der Kreuzvergleich: Die beiden schnellsten M19-Junioren benötigen länger als die zweitschnellste W21-Dame. Zudem sind diese drei fast zeitgleich an drei versteckten Sendern und im Ziel. Der deutsche W21-Starterin Kathrin Berse fehlen an diesem Tag nur 45 Sekunden zum dritten Platz. In der W35 kommt Manuela Gütt-Mühlberg auf den fünften Rang, Anja Hilbert, DG0YS, ist zehnte. Auf das Podest schafft es schließlich Galina Krassowizkaja: Mit fünf Sekunden Vorsprung erreicht sie den dritten Platz in der W50 (3,5 MHz).

In der Herren-Hauptklasse M21 kommt Alexander Hergert auf den sechsten Platz. In der M40, wo eine Sekunde über Platz zwei oder drei entscheidet, läuft Jens Henneberg, DL8UAN, auf Platz zehn. Diese Klasse ist mit 49 Startern am stärksten besetzt. In der M60 kommt Heinrich Götte auf Rang 8. Auf dem schweren 144-MHz-Band kommen Dieter Barg, DL9MFI, und Dieter Schwider, DF7XU, in der Kategorie M70 mit einem Sender weniger auf Rang vier und fünf der Einzelwertung. Das deutsche M70-Team bleibt aber alles einziges dieser Kategorie in der Mannschaftswertung und sichert sich so Gold. Die deutschen Damenmannschaften in den Kategorien W35 (144 MHz) und W50 (3,5 MHz) haben starke Konkurrenz und erkämpfen sich Silber.

Sprint

Auf den Tag des ersten klassischen Wettbewerbs folgt der Sprint mit insgesamt 307 Startern. Wer auf einen Lauf über die Skipisten um die Hotelanlagen spekulierte, wird bestätigt. Der Zuschauerposten, an dem die Läufer von der ersten auf die zweite Runde mit fünf Sendern wechseln, befindet sich im Skipistenauslauf, wo zwei Tage zuvor der Blindenwettbewerb stattfand. Die Zuschauer auf den umliegenden Terassen können mühelos verfolgen, wie sich die Sportler unter der Skiliften und über die Abfahrtshänge zu den Sender der ersten Runde bewegen. Die zweite Runde führt - mit einem Sender im Ort - zurück zum Ziel, das sich direkt im Hotelkomplex befindet.

Das deutsche Team bemüht sich seit dem letzten Jahr, mehr Übung in dieser Wettbewerbsform zu bekommen. Hatten bei den internen Testwettbewerben stets die Jungen die Nase vorn, können bei der Weltmeisterschaft die alten Hasen ihr Potenzial in Medaillen verwandeln: In der M70 gelingt Dieter Schwider, DF7XU, und Dieter Barg, DL9MFI, ein Doppelsieg unter 21 Konkurrenten. Galina Krassowizkaja erreicht in der W50 Silber - nur 7 Sekunden hinter der Siegerin. Zu den Medaillen kommen Top-10-Platzierungen in weiteren Kategorien: Nils Stein (9. M19), Alexander Hergert (7. M21), Stephan Köberle (9. M21), Sven Lindhorst (5. M40), Jens Henneberg (8. M40), Bernd Höfner (7. M50).

Zweiter klassischer Wettbewerb

Am 14.9. geht es wieder in einen klassischen Peilwettbewerb. Für jede Kategorie steht das jeweils andere Band an. Erneut enthüllt der Bahnleger in letzter Minute, dass einige Klassen die selben Sender suchen werden. Das Gelände grenzt nördlich an das bereits bekannte Terrain und teilt dessen ruppigen Charme. Diesmal müssen alle Klassen noch einmal längere Strecken bewältigen. Besonders die W19, W60 und M70 trifft das hart: hier sind die Sieger mehr als 90 Minuten unterwegs, in der W19 sogar 114 Minuten! Am Ende des ungewöhnlich langen Zielkorridors brauchen einige etwas Zeit, um wieder aufzustehen.

Für den DARC gibt es an diesem Tag zwei Einzel-Silbermedaillen: Heinrich Götte wird mit ebenso deutlichem Rückstand wie Vorsprung Zweiter auf 144 MHz in der M60. Dieter Barg, DL9MFI, trennen dagegen nur 40 Sekunden von Gold, das nach Großbritannien geht. Beide Leistungen legen den Grundstein für weitere Team-Medaillen: die M60-Herren gewinnen Bronze, und das M70-Team schlägt sechs andere Mannschaften als es erneut Gold holt. Das W50-Team steuert eine weitere Bronze-Medaille bei.

Jenseits der Medaillenränge festigen die deutschen Herren ihre starken Leistungen: Nils Stein (M19) und Alexander Hergert (M21) belegen fünfte Plätze, Siegfried Pomplun (M60) und Dieter Schwider (M70) erreichen jeweils Platz neun.

Eine normale Meisterschaft würde an diesem Tag mit dem Ham Fest enden. Aber was ist schon normal in dieser etwas chaotisch wirkenden Meisterschaft? Während China, Japan und Korea tatsächlich die Heimreise antreten, gehen 220 Starter am nächsten Tag in den erstmals bei einer WM ausgetragenen Foxoring-Wettbewerb.

Foxoring

Beim Foxoring werden Sender kleinster Leistung eingesetzt, die nur etwa 30 bis 250 Meter weit hörbar sind. Damit diese Sender überhaupt gefunden werden können, erhält der Peilsportler eine Karte in dem Kreise die Punkte markieren, an denen die Sender garantiert hörbar sein sollen. Anders als bei typischen deutschen Foxoring-Wettbewerben sollen die Strecken etwas kürzer als in den klassischen Wettbewerben sein und nur vier bis zehn Sender umfassen. Diese Form genießt in Deutschland noch keine große Akzeptanz. Die WM bestätigt aber die Vermutung, das gerade in der geringeren Senderzahl der Hebel liegt, um die Wettkämpfer zu einer stärkeren Beanspruchung ihrer Routenwahl- und Orientierungsfähigkeit abseits der Wege zu zwingen.

Leider gelingen dem Bahnleger - erst recht nach den Strapazen der vorangegangen Tage - keine guten Bahnlängen für die Altersklassen W50, W60, M60, W70. Die Siegerzeiten liegen über 80 Minuten, die meisten Läufer müssen einige Sender weglassen, und nicht wenige verpassen dennoch das Zeitlimit von 100 Minuten. In der M70 kommen acht von 15 Startern nicht in die Wertung! Auch die zuvor so erfolgreichen Dieter Schwider und Dieter Barg ereilt dieses Schicksal.

Dafür hat der dritte deutsche M70-Starter seinen großen Tag: Wilhelm Lietz, DL4KCU, holt sich eine Silbermedaille. Eine Bronzemedaille erreicht Galina Krassowizkaja (W50). Sven Lindhorst (M40) verpasst dieses Ergebnis um eine Minute und wird Vierter. Ingrid Pomplun (W50) belegt Platz sechs, Anja Hilbert (W35) kommt auf Platz acht, Kathrin Berse (W21) und Brigitte Drews (W35) erreichen neunte Plätze. Bei den Herren wird Siegfried Pomplun (M60) Fünfter, Alexander Hergert (M21) Zehnter. Heinrich Götte vergibt einen sechsten Platz, als er sich dazu hinreißen lässt, den Zielkorridor in falscher Richtung zu durchlaufen, und deshalb später disqualifiziert wird.

Fazit

Das Zittern vor dem vollgepackten Wettkampfprogramm und dem vermutet anspruchsvollen Gelände war berechtigt - und die deutschen Starter scheinen sich gut darauf vorbereitet zu haben. Mit 14 Medaillen, darunter drei goldenen, stellt das Team seinen Rekord von 2001 ein und bestätigt den Erfolg der Vorjahre. Auch wenn einige Medaillen auf das Konto der neuen Wettbewerbsformen gehen: einen Ruhetag gegen zwei zusätzliche Wettbewerbstage einzutauschen und sich dort ganz vorn zu etablieren, ist eine bemerkenswerte Leistung. Ganz besonders gilt das für die Altersklasse M70 - diese Herren wurden durch die langen, schweren Strecken überdurchschnittlich gefordert und waren dabei die erfolgreichste Gruppe im DARC-Team!

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