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17. Thüringer 24-Stunden-Orientierungslauf

Köthnitz, 23./24.5.2009

von Christian Drews, DL7APD

„Wolchenberg“ heißt die Karte des OL-Geländes bei Köthnitz, einem dieser kleinen Orte in Thüringen, die schlagartig dadurch berühmt werden, dass sich für zwei Tage im Mai die OL-Gemeinde nicht nur Deutschlands in den umliegenden Wäldern des Ortes die Kante gibt.

„Wolchenberg“ - wo im Gelände der Berg tatsächlich zu finden ist, haben uns die Macher der Karte jedoch verschwiegen. Es ist ein sanft ansteigendes Gelände mit vielen Wegen, Schneisen und Wasserläufen. Grün gezeichnete Flächen, die Laufbehinderungen in der Karte darstellen, machen nur einen geringen Anteil an der Gesamtfläche der Karte aus. Das Gelände ist durchaus schnell belaufbar.


Das Zeltlager

Auf einer großzügigen Wiese nördlich des Ortes hat sich bereits im Laufe des Freitagnachmittags die kleine Zeltstadt der Orientierungsläufer entwickelt. Alle finden hier Platz, in ihren größeren oder auch kleineren Zelten, oder in ihren Wohnmobilen. Zum Abkühlen kann man in den Badeteich am unteren Ende der Wiese hüpfen, aber es ist auch eine einfache Dusche an der Rückseite der Waldbühne Köthnitz eingerichtet, die beinahe ständig mit warmem Wasser versorgt wird. Aufwärmen in der Nacht und den Schweiß des gerade abgeschlossenen Laufes mitsamt dem Schlamm des Geländes von der Haut zu spülen, wird Entspannung für die nach mehreren gelaufenen Bahnen geschundene Muskulatur geben. Aber zunächst einmal muss der Tanz überhaupt beginnen.

Der Wahnsinn der 24-Stundenstaffel startet dann am Samstagmorgen um 9:00 Uhr mit dem Massenstart der ersten Läufer eines jeden Staffelteams. Rund 140 Staffeln belaufen ab diesem Zeitpunkt den kleinen, noch vom starken Regen des vorangegangenen Tages durchweichten Wald. Wege und Pfade werden schlammig, schmale Schneisen ziehen sich bald durch den saftig-grünen Unterbewuchs. Hunderte Tritte von OL-Schuhen in nur wenigen Stunden hinterlassen alsbald ihre deutlichen Spuren im Gelände.

Der Massenstart ist für viele der Startläufer sicherlich Routine, denn der 24-Stunden-OL findet bereits zum 17. Mal statt. Unter dem Jubel aller anderen Teammitglieder rennen sie nach dem Startschuss, mehr oder weniger konzentriert die Karte lesend, auf dem abgetrennten oberen Teil der Zeltwiese in Richtung des Waldes auf ihre erste Bahn. Die aus den vorderen Reihen Startenden haben dabei den Vorteil der freien Sicht nach vorn, aber müssen blitzschnell entscheiden, welche Richtung sie einschlagen. Kai von den „Fuchsbandwürmern“ behält hierbei souverän die Nase vorn und verschwindet als erster im Wald.


"Die Fuchsbandwürmer" gehen beim Massenstart in Führung

Für die nächsten 24 Stunden kommt der kleine Waldabschnitt an der Waldbühne Köthnitz nun nicht mehr zur Ruhe. Jedes Team plant mehr oder weniger akribisch die Reihenfolge der abzulaufenden Bahnen anhand einer Abwägung zwischen dem Leistungsvermögen des Einzelnen und den Schwierigkeiten, die das Gelände so bietet. Dabei muss die vor Wettkampfbeginn einmal gemeldete Reihenfolge der Läufer des Teams immer beibehalten werden. Jens übergibt an Christian, der übergibt an Varvara, sie gibt weiter an Tobias, der an Markus, dann weiter an Brigitte und sie übergibt wieder an Jens, um als ein Beispiel „Die schlauen Füchse“ aufzuzählen.

Sechs Personen müssen es sein, dabei mindestens zwei Frauen. Es ist gar keine leichte Aufgabe, so ein Team zusammenzustellen, denn auch wenn der Orientierungslaufsport einen hohen Frauenanteil verzeichnet, scheuen sich doch viele Läuferinnen davor, auch nachts allein durch die Wälder zu rennen. Für die drei durch Fuchsjäger gebildeten Teams konnten mit Anne und Varvara dankenswerter Weise auch zwei 'externe' Olerinnen dazugewonnen werden. Drei den DARC und damit den Funkpeilsport repräsentierende 24-Stunden-Teams wären sonst nie zustande gekommen. Seit einigen Jahren immer beliebter wird auch der 12-Stunden-Rahmenwettbewerb, der in diesem Jahr bereits 50 Staffeln umfasst und für den die Teams freier zusammengesetzt sein dürfen. Das ist für diejenigen Läufer, die der Nacht aus dem Weg gehen wollen, oder die nur zu einem kleinen Team zusammenfinden, eine attraktive Alternative.


Abschlag am Wechsel

Am Wechselpunkt wird durch Hand-Abschlag an den Nächsten übergeben, während direkt neben dieser Zone im großen Verpflegungszelt die Pfannkuchen schmoren, der Kaffee duftet und belegte Brötchen, warme Nudeln, Eintopf und Gegrilltes bereitstehen, die Zielankömmlinge wieder aufzupäppeln. Eine wichtige soziale Einrichtung bei diesem Lauf, an der man sich eben nicht nur zum Läuferwechsel trifft.

Die schwierige Frage bei jedem Wechsel: Welche Bahn als nächste laufen? Short difficult, long easy, oder doch etwas langes und schweres? Die Frage beantworten sich die Teams natürlich individuell. Das Ziel des Laufes ist es ja, eine möglichst hohe Anzahl von Wechseln zu erreichen, wobei je Schwierigkeitsgrad nur eine bestimmte Anzahl Bahnen vorhanden ist. Jede der 38 möglichen Bahnen ist anders. Auch vermeintlich leichte Bahnen können Tücken enthalten und wenn die 8 kurzen Tagesbahnen verbraucht sind, bleiben nur noch die langen übrig. Natürlich nicht für beliebig lange Zeit. Damit ein Wechsel als solcher auch für das Ergebnis zählt, muss die vorhergehende Bahn natürlich fehlerfrei abgelaufen worden sein. Da heißt es dann, lieber eine Bahn etwas ruhiger und konzentrierter angehen, als zu euphorisch zu starten und womöglich mit einem Postenfehler enden. Es sind zwar keine ausgesprochenen Postennester in den Wald gesetzt worden, aber mal vertut man sich mit einer Schneise oder findet zufällig doch den falschen Wurzelstock, weil man beim Kompasslauf zu sehr aus der Richtung gekommen ist, und tut deshalb immer gut daran, die Code-Nummern der Posten mit denen seiner Bahn zu vergleichen.

Bereits um 20:00 Uhr beschließt das Org.-Komitee den Wechsel auf die Dämmerungsbahnen, weil die führenden Teams bereits zu diesem Zeitpunkt keine Tagesbahnen mehr zur Verfügung haben. Liegt das an den verhältnismäßig einfachen Bahnen, die schneller abgelaufen werden, als man erwartet hat? An den Lichtverhältnissen jedenfalls liegt es nicht, danach hätte man sich auch noch deutlich mehr Zeit lassen können.

Die Vorgabe des Wechselzeitpunkts verändert dann aber die taktische Planung vieler Teams und der frühe Zeitpunkt kommt denjenigen entgegen, die direkt vor der Entscheidung stehen, entweder noch eine (womöglich lange) Bahn zu beginnen, oder auf die Dämmerungsbahnen zu warten. Bei den „schlauen Füchsen“ bspw. passt es so gut in den Ablauf, dass der Wechsel auf die lange Dämmerungsbahn ohne Zwangspause schon wenige Minuten nach 20:00 Uhr stattfinden kann. Und mit diesem Zeitpunkt sind dann auch schon alle kurzen oder vermeintlich einfachen Tagesbahnen abgehakt.

Das Regelwerk sieht es für jedes Team vor, zwei Dämmerungsbahnen als Pflichtübung zu laufen. Zwei einfache Bahnen, für die gemeinsam sich etwa eine Stunde veranschlagen lässt. Die dann folgenden Nachtbahnen sind grundsätzlich kürzer als vergleichbare Tagesbahnen, verwenden allerdings die gleichen Posten-Standorte. Manche davon sind bei Dunkelheit deutlich schwieriger zu erreichen, denn es fällt nicht jedem leicht, sich nur mit dem Schein seiner Lampe genauso gut zu orientieren, wie bei Tageslicht. Trotzdem werden im Durchschnitt 10 Minuten weniger Laufzeit je Bahn benötigt. Viele Posten sind denn auch, dank der aufgebrachten Reflektoren in der Nacht, im Schein der hellen Kopflampen schon aus weit größerer Entfernung zu sehen, als am Tag.

Ähnlich wie am Tag sieht auch in der Nacht unsere Taktik aus („Die schlauen Füchse“): kurze Bahnen zuerst, gemischt aus einfach und schwer. Die langen und besonders auch die schwereren Bahnen haben Zeit bis nach dem Morgengrauen.


11 Landesflaggen am Ziel

Gegen Mitternacht setzt leichter Regen ein. In den Zelten hört sich das Aufschlagen der Tropfen schlimmer an, als es sich beim Laufen im Wald auswirkt. Dort fällt der Niederschlag als ein leichter Schneegriesel auf, der im Licht der Kopflampe vor den Augen des Läufers aus der Dunkelheit fällt. Nicht weiter schlimm und auch nicht lang andauernd. Die Morgendämmerung des zweiten Tages setzt denn auch unter einer nur noch dünnen Wolkendecke ein, die bald aufbricht und als ich dann später gegen dreiviertelsechs Uhr auf meine letzte lange Bahn gehe schaut die Sonne schon beinah wieder hinter den Baumwipfeln an der Waldbühne hervor. Nach mir folgen noch Varvara und Tobias und nach insgesamt 28 Wechseln und 23 Stunden und 35 Minuten ist für uns die Staffel bereits vorbei. Eine weitere Bahn in den verbliebenen 25 Minuten zu laufen, ist illusorisch und am Ende bedeutet diese Leistung für uns Platz 59. Bei weitem nicht der letzte Platz, aber für die drei Fuchsjägerteams, die für den DARC gestartet sind, noch das beste Ergebnis. Die gute Zusammenarbeit der Staffeln geht damit zwangsläufig zuende. Für kurze Zeit können wir noch das sonntägliche Wetter genießen und schon bald nachdem die Ergebnisse verkündet wurden, löst sich die kleine Zeltstadt auf der großen Wiese an der Waldbühne Köthnitz wieder auf und die Läufer zerstreuen sich wieder in alle Richtungen, voll des guten Gefühls und der Freude auf ein nächstes Mal in zwei Jahren...

Im Wettbewerb der 12-Stunden-Staffeln ist übrigens das Team „Fix und Foxi“ mit Stephan, Sven, Matthias und Hans-Jürgen und mit 15 Wechseln auf den sehr beachtlichen 5. Platz gelaufen. Herzlichen Glückwunsch dafür.


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